......muss es gar nicht allzu weit sein und zwar ohne ein neues Teleskop zu kaufen.

Ich bin ziemlich kritisch, aber auch durchaus konstruktiv unterwegs, wenn es um Teleskope geht. Das konstruktive Element steckt in vielen Beiträgen auf dieser Seite, allerdings sehr verstreut.

Daher hier mal, anhand von typischen Teleskopen nach dem Funktionsprinzip Newton, die für Einsteiger immer wieder genannt werden, eine komprimierte Abfolge von er- und bekannten Mängeln und deren (teilweise) recht simpler Linderung. Manchmal gelingt es sogar leicht, sie komplett zu beheben.

Die Idee reifte, weil mir immer und immer wieder gute Spiegelsets unterkamen, die einfach nur durch billigste und/oder unsinnige, fehlende, unzureichende und/oder funtionshemmende Zutaten ein Schattendasein in einem schlechten Teleskop fristen. Da sind, nahezu immer, ohne viel Aufwand, Verbesserungen möglich.

Fangen wir mal mit ganz einfachen Dingen an.

Die in der Bildreihe unten gezeigten Teleskop haben alle ein Streu-/Störlichtproblem in der Fangspiegel- und Okularauszugsebene und die beiden äußeren Teleskope sind nach Beseitigung dieses Problems schon sehr viel besser. Unter stockdunklem Himmel, ohne Fremdlicht, mag das noch brauchbar funktionieren, solche Dunkelheit ohne jede Störung findet man aber heute kaum noch irgendwo.

    

Selbst der Volltubus lässt, wie unten zu sehen, schrägen Lichteinfall von vorne in die Fangspiegel und Okularauszugsebene zu. Die Mindestanforderung an der Stelle ist, dass man beim schrägen Blick durch den Okularauszug nicht über die Tubuskante hinaus schauen kann. Mit allen, mir bekannten, günstigen Volltubuskonstruktionen kann man bei diesem einfachen Test jede Menge Himmel sehen.

     

In der Mitte ist das Problem optimal gelöst und das Bild rechts zeigt eine sehr einfach gebaute Taukappe, aus einer billigen Iso-Folie für Autoscheiben geschnitten und mit einer Lage Veloursfolie innen. Das ist, gerade für kleinere Newtons, bis 6 Zoll Öffnung, stabil genug, leicht, effizient und hervorragend geeignet. Dem Bau von einfachen Tau- Störlichtkappen ist für Interessierte ein eigener Artikel gewidmet. Die, von der optischen Seite her, sehr empfehlenswerten, kompakt zusammenschiebbaren, kleinen Skywatcher Heritage Dobsons benötigen nicht nur eine Taukappe, sondern ein Mäntelchen, welches den im Stangenteil fehlenden Tubus ersetzt.

Der Name sagt es schon, die Tubusverlängerung durch diese Kappe verhindert oder verzögert zumindest auch Taubeschlag am Fangspiegel. Auch die Veloursfolie schluckt nicht nur Streulicht mit den vielen Härchen anstatt einer glatten Fläche, sondern die Luft zwischen den Härchen isoliert. Beides kann man nutzen, wenn man den kompletten Blechtubus mit Velorusfolie, eventuell ab Größen von ~6 Zoll bis 8 Zoll Öffnung auch noch mit Schaumfolie oder Isotapete pp. darunter, auskleidet. Hier sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt, mein 12-Zöller hat außen eine Lage Kork.

   

Diese Maßnahmen verursachen keine großen Kosten und sind sehr effizient gegen Tubusseeing sowie Taubeschlag und Streulicht.  In meinem Artikel zum Isotubus beschreibe ich etwas genauer, wie man das problemlos bewerkstelligen kann. 

Nun komme ich zu den "Teleskopen des Anstoßes" für diesen Artikel. Die Bresser Messier Dobsonreihe, hier in der kleinen 130/650er Tischdobson Variante.

Heftig beworben, vom Marketing und selbst ernannten Fachleuten belobhudelt, funktional eine einzige Katastrophe und ein gutes Beispiel dafür, dass ein Newton gar nicht so schlecht gebaut werden kann, dass er gar kein Bild mehr liefert. Dabei ist Abhilfe nicht mal schwer, wenn man denn will. Seitens des Herstellers wäre manche sinnvolle Änderung auch keinen Cent teurer, aber es wird uns überlassen, die Abbildung durch Fehlerbeseitigung zu verbessern.

Das geht nun in vielen Schritten, die ich in der Folge thematisiere. Man muss sie nicht alle gehen. Die Reihenfolge orientiert sich am Schwierigkeitsgrad bzw. Aufwand. Die Taukappe und die Veloursauskleidung hatten wir schon oben einleitend, das ist einer der ersten, sehr leichten Schritte, aber schauen wir uns das mal genauer an.

Als Pluspunkte darf man die Rohrschellen sehen, in denen sich der Tubus verschieben und drehen lässt. Das Teleskop ist damit bei Bedarf an andere Montierungen als diese kleine Tischrockerbox zu adapieren. Die Hauptspiegelzelle bietet Justiermöglichkeiten, der Fangspiegel ebenfalls.

  

Ansonsten ist viel Plastik dran, z.B. ist die massiv aussehende Fangspiegelspinne und ihr Haltering eben aus weichem Plastik und damit deutlich weniger in der Lage, den Tubus auszusteifen, als eine spannbare, dünnere Metallspinne, die auch von der optischen Seite her weniger Beugungserscheinungen verursachen würde.

Der Okularauszug ist ein ewig langer Prügel. Im Minimum, also eingefahren, baut er etwa 16 Zentimeter über den Tubus hinaus, dann aber nochmal 3-4 Zentimeter in den Tubus hinein. Was das bedeutet, wie man da durchsteigt, habe ich versucht, unter "Schieflagen Theorie/Praxis", ausführlich zu beschreiben.

 

Fakt ist, die Konstruktion lässt vom Hauptspiegel mit 130 mm Durchmesser nur 100 bis maximal 110 mm übrig. Daran ändert auch ein zu großer Fangspiegel mit 47 mm Durchmesser nichts. Das volle Licht vom Hauptspiegel wird zwar, einschließlich der Störungen durch die genannten Hindernisse, locker eingefangen, der Lichtkegel aber im Anschluss kastriert.

Ich habe zunächst gedacht, das ist völlig hoffnungslos. Leute die darauf hereingefallen sind, müssen halt damit leben oder es lassen. Es ist ja so, dass mit dem Teleskop beobachtet werden kann, wenn auch weit unter den Möglichkeiten die es eigentlich eröffnen könnte. Einsteiger, Leute die nie einen Vergleich hatten, erheben gar nicht den Anspruch, woher sollen sie es denn wissen.

Aber doch, da geht was, wenn man es schon hat. Auch dieses Ding muss nicht so hoffnungslos schlecht bleiben.

Der Newton bekommt (s)eine Tau-/Störlichtkappe und wir reduzieren die Öffnung. Die Idee kam mir, als ich den im Komplettpaket enthaltenenen, offensichtlich gut brauchbaren, Sonnenfilter sah.

Im ersten Reflex sehe ich in dem sehr breiten Rand eine deutliche Beschneidung des Lichteinfalls in den Tubus mit entsprechend resultierenden negativen Auswirkungen auf die Abbildung. Dann sehe ich aber die deutliche Beschneidung des Strahlenkegels hinten, durch den, im Verhältnis zum kleinen Durchmesser, viel zu langen Okularauszug.

Eine solche Blende vorne macht also an diesem Teleskop ausnahmsweise mal gar nichts schlechter.

Beschneidet man die Öffnung an der richtigen Stelle, also direkt an/vor dem Hauptspiegel, werden aus den Nachteilen Vorteile. Der schlankere Strahlenkegel des auf 110 mm verkleinerten Spiegels passt knapp, aber komplett durch das OAZ-Rohr. Die Halteklammern sind abgedeckt. Das Maß um welches das Okularauszugsrohr vor den Spiegel fährt verringert sich entsprechend und wir haben ein Öffnungsverhältnis von ~f/6. Da funktionieren sogar die sehr billigen Beilageokulare noch ordentlich, was an f/5, also bei Ausnutzung der vollen Öffnung, eindeutig nicht der Fall ist.

Die schematisch dargestellte Blende kann aus jedem Material bestehen, das man bearbeiten kann. Man kann sie so oder ähnlich im 3D-Drucker herstellen (lassen), mit der Laubsäge aus Sperrholz aussägen oder auch fräsen.  Aus wasserfestem Karton oder mit Schere bzw. Cuttermesser schneidbaren, dünnen Kuststoffplatten (Bastelbedarf) lässt sich so ein Teil leicht herstellen. Die Rundung muss möglichst genaue Kreisform haben und die Kante sollte scharf, keineswegs ausgefranst sein. Man klemmt, klebt, sie direkt über dem Hauptspiegel in den Tubus und ist fertig. Oder man heftet sie z.B. mit Powerstrips, einem Tropfen Silikon oder Kleber auf die drei Haltebacken für den Hauptspiegel, die man vorher gleich etwas lockern kann, um Verspannungen des Spiegels vorzubeugen. Im letzten Fall muss sie ein wenig kleiner als der Tubusinnendurchmesser sein, da sie sich bei der Spiegeljustage mit bewegen muss.

Das wichtige Thema Justage ist unter Anderem hier und hier behandelt. Da bei diesen Umbauten auch ein Einsteiger ohne Erfahrung den Hauptspiegel und auch den Fangspiegel ein- und ausbauen muss, hänge ich diesem  Artikel, ganz unten, eine sehr einfache Anleitung ohne Hilfsmittel an, die für gute Abbildung mit niedrigen und mittleren Vergrößerungen ausreichend ist.

Nun gut, wir wirken keine Wunder. Bis hier hin haben wir den Newton gerade mal so hergerichtet, dass er besser funktioniert. Er kann zeigen, dass mit 110 mm Öffnung, immer noch knapper Ausleuchtung und sehr großer Obstruktion deutlich mehr geht, als im Originalzustand.

Darüber hinaus wird es nun etwas arbeits- und zeitintensiver und/oder kann auch mal etwas mehr Geld kosten.

Okay, der 47 mm große Fangspiegel bleibt uns erhalten und bringt bei 110 mm Öffnung 43% Obstruktion. Das ist heftig, aber nur durch extremere Eingriffe wirklich sinnvoll zu ändern.

Mehr geht nur mit einem kürzeren Okularauszug, im günstigsten Fall sogar für 2 Zoll Okulare ausgelegt. Wird der Auszug kürzer muss der Tubus länger werden, denn die Brennweite liegt nun mal mit 650 mm fest.

Beginnen wir mit einem kürzeren 1 1/4 Zoll Okularauszug aus dem Internet/Fachhandel. Das originale Plastikding zu zersägen birgt für mich zu viel Frustpotenziel bei zu wenig Nutzen. Im Internet findet man ab 15 Euro solche Auszüge, die 50mm bis 70 mm hoch bauen und mache greifen auch nur moderat in den Tubus ein. Man kann da sorgfälig auswählen, was man erreichen will.

Immerhin spart man damit runde 10 Zentimeter von dem engen Auszugsrohr ein und wenn man den Tubus entsprechend verlängert, hat man mit dem fetten Fangspiegel Ausleuchtung ohne Ende für den mit der Ringblende erreichten 110er.

Ohne die die Ringblende, also mit echten 130 mm Öffnung, immer noch Ausleuchtung satt und auch sehr weitwinklige Okulare werden nicht vignettiert.

Das Ganze kann man sehr schön mit Freeware-Programmen wie MyNewton (Google hilft) simulieren.

Man kann/könnte mit einem etwa 50-70 mm hoch bauenden 1 1/4 Zoll Okularauszug und auf 110 mm Öffnung abgeblendet, also mit f/6, immerhin locker 2,3° Feld (fast 5 Vollmonddurchmesser), bei 20facher Vergrößerung mit einem 32er Plössl erreichen. Da reicht ein 38mm oder 40mm Fangspiegel locker aus.

Lässt man die Blende weg und nutzt volle Öffnung hat man halt f/5, benötigt für gute Ausleuchtung einen größeren Fangspiegel (44 mm) und das Plössl bildet nicht mehr so gut ab. Bei dieser Variante fragt sich schon, was drei Millimeter weniger Fangspiegelgröße bringen und ob man das sieht.

Das größte Potenzial für die 1 1/4 Zoll Variante sehe ich im Abblenden. Bis hier hin dürften die originalen Rockerboxen, auch ohne An- und Umbauten, noch ausreichend sein, wenn man keine allzu hohen Ansprüche stellt.

Man könnte jetzt durchaus auch einen 50-60 mm hoch bauenden 2 Zoll Okularauszug einsetzen, nur sind die für so einem kleinen Newton extrem groß, schwer und teuer.

Ich treibe das Spiel jetzt mal weiter und zeige meinen 2 Zoll Okularauszug mit 40 mm Bauhöhe aus dem 3D Drucker.

 

Ganz bewusst auch mal im Vergleich mit dem dahinter auf den Tubus gestellten 70 mm hoch bauenen Standard-OAZ.

Der Tubus wird nochmal länger und mit der Möglichkeit auf schwere 2 Zoll Okulare kann es z.B. auf der niedrigen Rockerbox des 130er Messier zu Gleichgewichtsproblemen kommen, weil man den Tubus nicht mehr so tief setzen kann, dass er im Gleichgewicht ist, ohne unten anzuschlagen. Die Klemmung könnte ohne Zusatzgewicht hinten Probleme und damit die Bewegung ruckelig machen. Zusatzgewichte als Ausgleich könnten so viel Belastung bringen, dass das Konstrukt schwingt und zittert. In diesen Fällen ist Abhilfe durch eine zweite Wange an der Rockerbox möglich, dazu später mehr.

Immerhin haben wir mit dem niedrigen 2 Zoll Okularauszug und dem 47 mm Fangspiegel so satte Ausleuchtung, dass wir irgendwann mal, wenn uns danach ist, locker auf einen 40 mm Fangspiegel, bei dem ganz niedrigen, gedruckten Teil sogar auf einen 38 mm Fangspiegel wechseln können. Ab ca. 50 Euro sind Fangspiegel in der Größe und in ordentlicher Qualität im Fachhandel zu bekommen, das Internet findet auch billigere Angebote.

Volle Leistung aus 130 mm Newton-Öffnung mit f/5 bei unter 30% Obstruktion, das ist ein Teleskop, welches es nicht von der Stange zu kaufen gibt. Zum Tuningstart waren wir mal bei 100 bis 110 mm Realöffnung und mindestens 43% Obstruktion, mit unzureichender Ausleuchtung. Ganz nebenbei hatten wir Spass beim Basteln und haben uns einige Kenntnisse über die elementaren Bauteile und Funktionsweisen eines Teleskops angeeignet.

Hier baue ich mal eine Grafik ein, der mein 114/660er Newton zugrunde liegt. Die 10 mm Brennweitenunterschied sind, wie auch ein halbes Zoll mehr oder weniger Öffnung, nicht relevant. Man sieht sehr schön, welchen Feldvorteil bei solchen Teleskopen ein 2 Zoll Okularauszug bringt.

Mit dem 20 mm UWA Okular in 2 Zoll Steck und ca. 34 mm Feldblende ist der Felddurchmesser noch deutlich größer als mit dem 32er Plössl und seiner 27 mm großen Feldblende, womit das Maximum in 1 1/4 Zoll genutzt ist.

Mehr zum Thema Brennweite, Gesichtsfelder, pp., gibt es im Beitrag über das Öffnungsverhältnis in der visuellen Praxis.

Ich habe den Okularauszug nur an meinen Tuben, aber der Tubus des 114/660ers auf den nächsten Bildern, ist von den Größenverhältnissen her z.B. vergleichbar mit dem 130er Messier.

   

In der Mitte ist mal eine gebogene Fangspiegelspinne zu sehen, wer sich dafür interessiert folgt bitte dem Link, hier sprengt das den Rahmen.

Die beiden äußeren Bilder zeigen auch schon den zweiten Schritt, der zeitgleich erfolgen muss. Diese zwingend notwendige Tubusverlängerung ist recht einfach zu machen. Man benötigt ein Rohrstück mit passendem Durchmesser, um es auf den Originaltubus aufzustecken, hier handelt es sich um einen HP-Tubus mit 150 mm Durchmesser, da passt z.B. Kanalgrundrohr KG DN 150/160 ganz hervorragend.

HP-Rohr ist recht teuer und nicht ganz so leicht zu beschaffen wie das günstige Kanalgrundrohr (KG), welches ich bei kleineren Newtons sogar absoluten Anfängern mit wenig Bastelerfahrung und -geschick als Material für Komplettuben empfehlen kann. Ganz zum Schluss dieses Beitrags zeige ich Bilder und beschreibe, warum sich dieses Rohr so gut eignet.

Ich musste etwas auffüttern. Im Falle des Bressers mit der Spiegelzelle, die als Tubusabschluss offensichtlich auf den Tubus gesteckt ist, kann es sein, dass die Rohrmuffe besser passt als das dünnere Rohr, Differenzen kann man noch mit Beilegeband, Kork,  Mossgummi pp ausgleichen. Ich habe mir auch die Spiegelzelle selbst gebaut, das steht alles im Beitrag Dobson 114/660 revival.

Tuben für 8-Zöller, also KG DN 250, sind schon recht schwer. Aber eine Tubusverlängerung ist prima machbar.

     

Das Bild in der Mitte zeigt die Tubusverlängerung für meinen 8 Zoll Dobson. Wie bei den deutlich kleineren Newtons auch haben sie fast ausnahmslos den Fokus so hoch über dem, in aller Regel ~70 mm hohen, Okularauszug liegen, dass man visuell, also um mit Okularen in den Fokus zu kommen, noch eine 35 bis 50 mm lange Verlängerungshülse benötigt. Es gibt auch 2 Zoll Okularauszüge mit integrierter Verlängerung, beim Bresser Hexafoc kann man sie z.B. abschrauben und den Auszug deutlich kürzer machen. Diese hohe Fokuslage erfordert natürlich auch hier größere Fangspiegel als eigentlich nötig. Das sorgt dennoch für schlechte Ausleuchtung, auch wenn ein 2 Zoll Okularauszug meistens eingebaut ist. Allein das Weglassen der Verlängerungshülse und die Tubusverlängerung sorgen für top Ausleuchtungswerte und oft ist sogar schon ein etwas kleinerer Fangspiegel ohne Verluste machbar.  

Man kann so viel machen und das sieht oft nicht so schön oder gar besser aus als die in Serie gebauten, billigen Massengeräte, es ist aber von der Funktion her deutlich besser.

 

Nun gut, auch dieser 130/650er ist nach diesen Maßnahmen ein echtes, kleines, leistungsfähiges Weitfeldteleskop mit dem man 4 Grad Feld (8 Vollmonddurchmesser nebeneinander) erreichen kann, aber auch am Mond und Planeten gute Leistungen bei bis zu knapp 200facher Vergrößerung zu erwarten hat, wobei man sich aber für genussvolles, stressfreies Beobachtungen besser auf 150fach beschränkt.

Allerdings ist er länger und schwerer geworden, was der Rockerbox Probleme machen dürfte. Ruckeln beim Nachführen und/oder Zittern bei jeder Berührung kann man allerdings gut entgegenwirken, indem man an den Rohrschellen, gegenüber der Schiene mit der das Teleskop an der Einarmbox befestigt ist, eine Platte befestigt.

Da kann man nun ein Brett anlegen, welches als zweite Seitenwange auf den Drehteller geschraubt wird. Ein Stück Gewindestange dient als Lagerbolzen im V-förmigen Ausschnitt der zusätzlichen Seitenwange. Als Zwischenlage und Drehlager dienen zwei CD's, für den einstellbaren Andruck  und damit für den passenden Reibungswiderstand bei Bewegung sorgt eine Flügelmutter.

Das sieht im Prinzip so aus, wie eine Seite meiner Rockerbox Mini und es funktioniert genau so gut.

   

Ein Frontbrett steift so eine Box nochmal deutlich besser aus, Okay, wenn man so weit ist, kann man eigentlich die ganze Box neu bauen. Immerhin. mein 114/660er ist mit dickem HP-Tubus und dem ganzen Zubehör deutlich schwerer als so eine Walzblechbüchse. Die kleine Rockerbox trägt ihn problemlos, die Nachführung  und Standfestigkeit ist top, selbst mit dem schweren Binoansatz bleibt der Tubus in jeder Position stehen und/oder lässt sich leicht bewegen. Zeichnen kein Problem.

 

 

Nun haben wir das Teleskop mehrfach zerlegt und wieder zusammengebaut, was immer ziemlich sicher auf die Notwendigkeit einer neuen Justage hinaus läuft. Entsprechende Links gibt es oben schon.

Was aber, wenn unserem Teleskop Justiermöglichkeiten fehlen? 

Ganz am Anfang war schon mal ein kleines Teleskop aus der Skywatcher Virtuoso Serie im Bild. Diese Reihe aus kleinen, aziimutal montierten Teleskopen ist mit einer einarmigen Montierung auf einem Stativ und mit GoTo ausgestattet. Wenn alles richtig läuft, findet das Teleskop also Objekte die man in die Handbox eingibt selbsttätig und positioniert sie im Gesichtsfeld des Okulars. Je leichter das Teleskop, um so weniger Belastung drückt auf das Stativ und die beweglichen Teile der Montierung (Achsen, Plastikzahnräder pp). Je leichter die Montierung um so geringer die Tragfähigkeit. Das und die Möglichkeit auch durch weniger Bauteile Kosten zu sparen, führte wohl die Entwickler zu der Idee, bei der Traglast, also beim Teleskop, möglichst viele dieser Teile nicht mehr aus Metall, sondern aus Plastik zu bauen oder sie gleich ganz weg zu lassen.

So einen Tubus bekam ich dann auch in die Finger, weil der Käufer damit nicht klar kam.

   

Von hinten sehen wir eine Plastikplatte und sonst nichts, also keine Justiermöglichkeiten für den Hauptspiegel. Der Einblick von vorne zeigt, dass der Hauptspiegel auf die Plastikplatte geklebt und die Platte mit Blech-/Spaxschrauben am Tubus befestigt ist. Vorne sieht man immerhin die Justierschrauben der Fangspiegelhalterung. Die drei zu dicken Haltetreben und der Tubusabschlussring sind aus Plastik, der dünne Blechtubus wird also nicht ausgesteift. In logischer Konsequenz lässt sich der Tubus zwischen zwei Fingern verbiegen und er verbiegt sich auch, wenn man ein etwas schwereres Okular in den Okularauszug steckt oder wieder heraus nimmt. Eine gute Justage lässt sich bei diesem Teleskop weder einstellen, noch halten. Da geht nichts, auch wenn Herstellermarketing und selbst ernannte Experten anderes behaupten.

Der Okularauszug ist aus Plastik, aber immerhin kurz genug um keine Vignettierung des 114/500 mm Lichtkegels einzubringen, der Fangspiegel ist von der Größe her auch okay und das Spiegelset, welches ich im Test hatte, war richtig gut für die Preisklasse. Das waren die guten Nachrichten.

Könnte man das Ding justieren wäre man mit einer einfachen Taukappe schon fertig. So macht allerdings nur ein komplett neuer, steifer Tubus, z.B. aus KG DN 125 oder aus Hartpapier, kombiniert mit einer selbst gebauten Spiegelzelle für den Hauptspiegel Sinn. Das könnte dann für die GoTo Montierung zu schwer werden. Ob man mit dem Blechtubus und einer selbst gebauten Spiegelzelle, sowie einem Versteifungsring um den Tubus in Höhe des Okularauszuges leicht genug bleibt, erscheint mir fraglich. Eine "normale", justierbare Spiegelzelle aus Metall,  wie sie einige andere 114er durchaus haben, ist sicher schwerer als (m)ein Selbstbau. Ich habe solche Teile schon gelocht, um sie leichter und auch luftiger zu machen. Ist so ein Tubus hinten dicht hat man auch bei so kleinen Teleskopen schon mal mit heftigem Tubusseeing zu tun und kann sich eventuell mit dem Gedanken an einen Lüfter befassen. Ein gutes Lüfterkonzept habe ich abschließend im Artikel zum Isotubus verlinkt.

   

Bleibt noch zu erwähnen, dass es mindestens noch einen (Stand Frühjahr 2023) nicht justierbaren 150/750er Newton von Skywatcher gibt, die Entwicklung ist hier fließend und unvorhersehbar.

Nun aber endlich die versprochene Anleitung für "quick and dirty Justage", ohne Hilfsmittel und ausreichend, um sich schnell mal zu helfen, wenn eine Schraube locker war oder das Teleskop heftig angeeckt wurde und die neue Grundjustage eine schnelle, eventuell geplante Beobachtung/Vorführung nicht verzögern oder gar verhindern soll.

Was jetzt kommt, funktioniert nur, wenn der Newton funktionsgerecht gebaut ist, also nicht bei den Teilen die Aufhänger für diesen Artikel sind. Damit kann das gar nicht funktionieren und daher gibt es auch so viel Verwirrung um die eigentlich sehr einfache Justage von Newton Teleskopen. Der Aufbau, so wie in der nächsten Grafik gezeigt, muss zu sehen sein. Alles außerhalb des dunkelblauen Rings in der folgenden Grafik sieht man direkt. Alles innerhalb des dunkelblauen Rings ist eine Reflektion im Fangspiegel. Der dunkelblaue Ring stellt also den Rand des Fangspiegels selbst dar, der komplett durch das Okularauszugsrohr sichtbar sein muss.

Bei den oben thematisierten, schlecht gebauten Newtons, sieht man, selbst mit komplett eingefahrenem Okularauszug, mal den kompletten Fangspiegel nicht und/oder nicht mal mehr den kompletten Hauptspiegel, geschweige denn noch was von der Spiegelzelle oder dem Tubus. Wie will man etwas mittig stellen, was man gar nicht sieht!? So sind diese Fehlkonstruktionen und ihre Konstrukteure für einen großen Teil der Verwirrungen rund um die Newton Justage verantwortlich. Dabei ist die Justage eines guten Newtons wirklich sehr einfach.

Nehmen wir also z.B. mal an, die große Zentralschraube der Fangspiegelhalterung war nicht genügend angezogen und bei der Anfahrt über einen holprigen Feldweg hat sie sich los gerüttelt und gewackelt, die verspiegelte Fläche des Fangspiegels zeigt nun nach unten, anstatt in Richtung des Okuzlarauszugs. Der Blick in den OAZ zeigt nichts von Spiegeln, sondern ein schwarzes Loch und alle Justierhilfen liegen zu Hause.

Es ist davon auszugehen, dass sich hauptsächlich die große, mittlere Schraube der Fangspiegelhalterung gelöst hat. Die drei kleinen Kipp-Justierschrauben bewegen sich nicht so leicht. Da über diese große Schraube der Abstand zwischen Hauptspiegel und Fangspiegel und damit auch die "Höhe" des Fangspiegels vor dem Okularauszug eingestellt wird, lassen wir die drei kleinen Schrauben zunächst in Ruhe und ziehen nur die mittlere Schraube leicht an. So bleiben wir so nahe wie möglich an der zuvor vorhandenen Grundjustage. Mit leicht angezogener Mittenschraube lässt sich die Fangspiegelhalterung so drehen, dass die verspiegelte Fläche des Fangspiegels wieder in Richtung Okularauszug zeigt und beim Blick in den Okularauszug möglichst rund zu sehen ist.

Wir wählen hier einen etwas größeren Betrachtungsabstand. Wenn der Fangspiegel mit geringem Abstand zur Innenseite des OAZ-Rohrs zu sehen ist, gelingt die Abschätzung recht gut, wobei es sinnvoll ist, den Hauptspiegel mit einem Blatt Papier oder einem Tuch abzudecken.

In der Folge zeige ich jeweils zwei Bilder zur Verdeutlichung. Ein Bild mit einer vorgesetzten Scheibe mit eingeätzten Kreisen (von einer Concenter-Justierhilfe) und ein Bild ohne Hilfsmittel.

 

Möglichst nur über die drei Kipp-Justierschrauben versuchen wir den Fangspiegel so rund und mittig wie möglich einzustellen.

Das Bild des liegenden Tubus zeigt, dass der Fangspiegel noch etwas nach rechts verschoben aussieht, aber wir wollen auch nicht zu weit von der ursprünglichen Grobjustage weg.

Danach entfernen wir die Abdeckung vor dem Hauptspiegel und der sollte nun irgendwo, zumindest halbwegs im Fangspiegel erscheinen.

 

Wir holen nun NUR ÜBER DIE DREI KLIENEN FANGSPIEGEL-KIPPSCHRAUBEN den Hauptspiegel mittig unter den Fangspiegel. Vorsichtig mit Viertel-Umdrehungen machen wir das und wechseln auch mal die Schrauben, denn nach langsamer Annäherung geht das plötzlich ganz schnell.

Danach kann die Hauptspiegelmarkierung noch abseits der Mitte stehen.

 

Das korrigieren wir über die Justierschrauben am Hauptspiegel. Ach hier gehen wir langsam vor und wechseln zwischen den Schrauben ab. Dreht man immer in die gleiche Richtung kommt man auch mal an den Anschlag oder dreht, in die andere Richtung, die Schraube aus dem Gewinde. Die wenigsten günstigen Teleskope haben an der Stelle Sicherungen eingebaut.

 

 

Fertig ist das und in aller Regel gut genug für vorzeigbare Ergebnisse mit dem Teleskop im Bereich DeepSky aber auch an Objekten des Sonnensystems, wenn man es nicht mit der Vergrößerung übertreibt.

Bleiben noch fünf Minuten Zeit für die Justage am Stern, die ich auch unter dem Thema 1.Voraussetzung für einen guten Newton beschreibe,  hat man volle Leistung.

Volle Leistung des Teleskops ist nicht gleichbedeutend damit, dass man einen 6-Zöller, also ein Teleskop mit 150 mm Öffnung, dann jederzeit bis zur maximal möglichen Auflösung/Vergrößerung treiben kann. Da kursieren Werte von mindestens 300fach und mehr, aber bei gutem Seeing und mit halbwegs guten Augen kann man 200fach bis maximal 250fach gut nutzen.

Schlechte Leistung in Hochvergrößerung liegt häufig nicht am Teleskop, sondern daran, dass schlicht zu viel gewollt wird, anhand theoretischer Daten zu große Möglichkeiten vorausgesetzt werden.

Auch mit 150fach zeigt so ein Teleskop schon viel, genau genommen steckt alles was es kann schon im Bild, nur eben klein. Je nach Visus brauchen wir eben dann etwas mehr Vergrößerung um die Details auch zu erkennen.

Entscheidender ist aber eigentlich das Seeing.

Schon ein 6 Zöller kann bei 100fach und mehr ins Seeing "laufen". Die Grafik oben zeigt im linken Bild sehr viele Details bei 150 bis 200fach, gezeichnet habe ich mit Binoansatz. Da waren schon seeinggestörte Momente dabei und nur ab und zu stand das Bild so ruhig und klar. Geht man dann noch höher, sieht man fast ausschließlich das, was ich rechts simuliert habe. Das war für mich eine sehr gute Beobachtung, obwohl es "nur" bis 200fach ging.

Okay, kommen wir nun mal zu den Kanalrohren und ihrer Verwendung beim Teleskoptuning.

Sie sind günstig und leicht zu beschaffen, das Internet bringt Angebote in Masse, auch jeder Baumarkt führt Kanalgrundrohr Es ist meist bräunlich gefärbt, aber auch in quietschgrün habe ich es schon gesehen.

Das graue HT Rohr ist zu dünn, zu biegsam und eignet sich nicht.

Hier mal ein Datenblatt vom KG Rohr:

Zwischen DN 110 und DN 200 liegen die interessanten Größen für Volltuben bei Newtons, für Refraktörchen gehts auch noch kleiner. DN 250 wäre für 8-Zoll Tuben geeignet, wird aber schon recht schwer, da empfehle ich  im Normalfall nur noch Tubusverlängerungen, also kurze Stücke. 

Ich habe hier z.B. DN 110 liegen, welches bei einer Wandstärke von 2,7 mm aus dem leicht porösen Kern und den glatten Wandflächen besteht. Das Rohr hat also schon ab dieser kleinen Größe leicht dämmende Eigenschaften, sodass für einen moderaten Isotubus die, wegen Streulichtvermeidung ohnehin empfehlenswerte, Innenvelourierung als zweite Schicht ausreicht.

   

Das Rohr nimmt Markierungsstifte an, lässt sich leicht sägen, die Schnitte sind gut mit einer Raspel und Schleifpapier zu entgraten und zu glätten.

   

Bohren, Gewinde schneiden, schrauben, kein Problem. Vorgebohrt und ohne Gewinde kann man Spaxschrauben nehmen, das hält auch.

    

Versteifungsplatten für dünne Blechbüchsen oder aufgesägte Ringe zwecks Aufdopplung des Rohrs oder zur einfachen Befestigung einer leichten Tau-/Störlichtkappe kann man problemlos herstellen. Sägt man noch ein Stück von so einem aufgesägten Rohr ab, kann man auch einen Ring innen in das Rohr einpassen. Auch Muffenverbindungen sind eine Option und wenn das eigentliche Rohr mal, z.B. für eine Spiegelzelle, etwas zu eng ist, passt die Zelle in die Muffe.

 

Es gibt auch Kleber für diese Rohre, wenn dauerhafte Verbindungen ohne Schrauben gefordert sind.

Klebefolien, wie z.B. die Veloursfolie für innen, halten gut, lackieren geht nur mit Vorbehandlung, der passenden Grundierung und dem passenden Lack.

Unter 6 Zoll f/6 Dobsonbau entsteht derzeit auch eine grüne Variante.