Celestron 22450 Star Sense Explorer LT 70AZ Refraktor
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155 Euro.

Ein Hammer Preis, alleine schon nur für das Starsense Paket hätte ich das bezahlt, aber sogar der Refraktor findet noch Verwendung, mein Vater hätte ihn gerne, um bei seinen Mondbeobachtungen, von seiner Terrasse aus, mehr zu sehen als mit dem Fernglas.
3,35 kg Komplettgewicht und auch die Maße, komplett mit Stativ sind kein Problem. Nur für den Mond, helle Sterne (Planeten anpeilen) und eventuell mal ins Feld nach Kühen und Rehen schauen, sollte das gut ausreichen.
Nebenbei las man schon, dass das billige Refraktörchen mit 70/700, also f/10, so übel gar nicht ist.
Nach Papierform kann da was gehen, aber bei dem Preis, mal sehen.

 

Okay, für 155 Euro habe ich die dürftige Gabel, das Spagetti Stativ, das viele Plastik am Refraktor in Kauf genommen, zumal ich den sicher für die Mond Guckerei von meinem Vater hin gedengelt kriege. 22fach und 70fach mit den Beilagen reicht doch und wird schon mehr hermachen als ein 7x50 Fernglas. Ich vermehre also noch nicht mal unnötigen Müll mit dem Kauf. So weit der Plan und er geht, nach einigen Problemen, am Ende auch recht gut auf, aber der Reihe nach:

Am 12.07.2025, Nachmittags, kam das Ding zu hause an.
  


Immerhin, super und original verpackt, alles sicher, Anleitung, Starsense Code, alles da. Der Zenitspiegel (da kommt noch was) hatte schwarze Stellen, ein mal Pusten, alles blank.
Von Toni, einem Bekannten, schon seit den Astro Anfangstagen weiß ich, dass mein Galaxy A 51 mit Starsense Zicken macht, also muss ich das zurückstellen, es scheint ohnehin besser zu sein, sich ein altes Handy nur dafür zu besorgen.

Also erst mal nur das Teleskop.

  

Die Aufstellung ist besser als ich vermutet hatte, das leichte Teleskop zittert nicht so sehr wie vermutet, die Gabel schwingt weniger als erwartet, für niedrige Vergrößerung ist das okay, auch wenn man am Fokussier Rad des stramm laufenden Okularauszugs dreht.
Ich habe diesen Fein Bewegungsstift an der Gabel einfach locker in die Führung gesteckt und die Schrauben der Gabel so weit angezogen, dass das Ding steht, wenn man es los lässt und sich bewegt, wenn man will. Passt.

Das brauchbare Handling ist durchaus eine kleine positive Überraschung.

Dann bin ich auf meinen Test Strommast los. Der dunkelgrüne Gittermast vor hellem Himmel ist böse zu Optiken und hat viele kleine Details bis hin zu Nieten und Schrauben.

Das 25er Okular rein, fokussiert, das Bild, nach dem Fokussieren und auf die Mitte geschaut, ist gut, okay, scharf. Dann das Auge wandern lassen und die dunkelgrünen Streben des Gittermasts werden grell Magenta...... huch.
Okay, das kann ich nach fokussieren und wenn ich dann zwei Streben weiter gucke, ist die wieder lila.

Mit meinen beiden Plössls das gleich Spiel, am Okular liegt dass nicht, das hat sogar gleiches ansprechendes Feld und die Schärfe ist auch gut, außer man guckt sich was genauer an, dann kommt Magenta TV.
Zwar ist das in Richtung Feldrand extremer als im Mittelfeld, aber es geht sogar auf der Achse. Die grünen Baumwipfel verwischen den Eindruck ein wenig, die kahlen Äste einer abgestorbenen Buche ragen hingegen schwarz lila grau in den Himmel, eindeutig falsche Farbe.
Da stimmt was mit dem Objektiv und/oder dem Zenitspiegel nicht, Keine Ahnung. Das kenne ich von anderen langen Fraunhofer Teleskopen besser, z.B. von den 70/700er Lidls.
So was kenne ich gar nicht, nicht mal von meinen 100/600er BW.

Der zeigt diesen Farbsaum, Magenta mehr ins bläuliche gehend. allerdings eng begrenzt und nur am Feldrand bzw an ganz harten Kontrasten eher im hellen Bereich. also Mondkrater, heller, Sonnen beschienener Kraterrand, dann da eher im Hellen Übergang als im schwarzen Kraterboden. Grünfilter rein und weg ist das.   

Das mitgelieferte 10er Okular ist deutlich schlechter als das 25er, auch viel schlechter als mein 12,5er Ortho, hat irgendwie Tunnelblick aber in beiden Okularen, also dem Beipack und dem Ortho das gleiche Spiel mit dem Magenta Stich, nun aber schon eher als Farbsaum und nicht mehr soooo flächig.
Immerhin lassen sich nun die Isolatoren an den Kabeln mit ihrer Rillenstruktur erkennen. Die kleineren Gefache der Gitterkonstruktion zur Spitze hin haben aber irgendwie einen gelblich/grauen Himmelshintergrund, rundum ist da Weiß-Blau sichtbar.

Okay, gehe ich nach unten, der Mast vor dem dunklen Waldrand und im trocken gelben Gras, sieht das mit allen Okularen wesentlich besser aus, das kann man sich ansehen.
Auch die weißgraue Borke einer alten, großen Kiefer, ganz unten am Stamm, im Schatten, kam gut raus, wieder schwächelte das 10er Beipackokular in der Schärfe.
Die beiliegende Plastikbarlow (Linsen sind Glas)packe ich jetzt erst aus, viel taugt sie nicht, aber das Bild des 25er Beipacks mit der 2fach Barlow ist besser als das des 10mm Beipack Okulars solo.
Ich hab dann noch ein altes 12er WA mit 60° Feld probiert, das funktioniert sehr gut.

Logischer Weise ist hier heute alles Dicht, 8/8 Bewölkung.
Ich bin sehr gespannt auf erste Mondbeobachtungen. Den Sonnenfilter des 114ers hab ich schon angepasst, da gibt es morgen eventuell eine Chance, auch das wird spannend.
Dann wird auch mal gelb, orange und grün gefiltert.

Am 13.07.2025 war es dann so weit, gegen Mittag taten sich Wolkenlücken auf und am frühen Nachmittag war die erste Sonnenbeobachtung sehr gut möglich.

So geschah es, dass der Refraktor an der Sonne nicht ganz so schlecht abschnitt, wie befürchtet.

Mit dem 25er Kellner ist das Bild okay, den Magenta Farbrand bekommt man mit ein wenig Kopfbewegung auch in gelb und blau, aber die Flecken kann man sich ansehen, auch die Umbren und Penumbren sind, trotz leichtem Farbstich, sauber zu trennen, ein besseres Teleskop mit dieser Öffnung, um zu schauen, ob da ein paar kleine Sachen fehlen habe ich nicht.

Schon mit meinem 12er WA ändert sich das, da ist dann richtig Farbe drin, breite Ränder und auch in den Flecken kommt das durch, hier eindeutig ein lila Stich.
Das 10er Kellner ist gruselig, mit der Barlow wird das sehr schön, künstlerisch wertvoll, aber mit Sonne beobachten hat das nix zu tun. Also die Barlow aus der Beilage wird nicht mehr erwähnt.

Sodann Gelbfilter drauf und jou, das ist okay, sowohl mit dem 25er, als auch sehr gut mit dem 12er WA. Orangefilter ist hier beinahe zu orange und der Grünfilter bringt zwar den besten Kontrast, ist aber unnötig. Der Gelbfilter wischt die Ränder weg, das Bild ist scharf.

In Summe liegt es wohl am Objektiv, denke ich, das ist einfach nur schlecht und hat mit der Rechnung von Fraunhofer außer der Anordnung der Linsen eher nix zu tun.

Was will man erwarten? 155 Euro, das ist nicht mal ein Euro für die wichtigsten Teile an den Ding.

Wenn jetzt noch den Mond passabel geht, wird mein Vater Freude haben, er war gestern schon mal hier, hat in den Wald geschaut und fand gut, was er sah....."das ist ja nah"...!

Im Ausstausch über die Sache mit Sven Wienstein stellt der dann die entscheidende Frage:

"Sag mal, ist das denn auch ein Spiegel? Oder ein 90° Amici?
Hihi... jau, da steht es auf der Kiste "Erecting prism diagonal". Du hast die Sonne quasi verkehrtrum gezeichnet!"

"Ich hab sie doch so auf dem Block, genau so.....Moment!
Aber du hast recht, wenn ich reinschaue sehe ich die Prismenstruktur und das Bild im Refraktor ist seitenrichtig.
Kann das Prisma schuld sein?"

Oh ja, das kann. Nur steht das auf einigen Händlerseiten eben falsch, da steht definitiv Zenitspiegel und darauf war ich reingefallen.

Okay, dann habe ich also doch noch kleine Investitionen vor. Einen 1 1/4 Zoll Gelbfilter und einen 1 1/4 Zoll Zenitspiegel.
Mal sehen, eventuell hat ja auch jemand in der Familie war rumliegen.

Die eigentliche Frage ist dann mal wieder, warum zur Hölle legen die Firmen so einen Mist bei, macht ja die Leistung ihres Teleskops extrem schlechter als möglich ohne was zu sparen.
Und warum hören sie nicht allmählich mal auf, so was zu produzieren, von wegen Ressourcen und so.

Okay, der Fundus bei Rolf, Dennis und mir gibt dann schnell so Einiges her, das wichtigste Teil sicher ein alter, aber brauchbarer 1 1/4 Zoll Zenitspiegel von Rolf.

Dazu noch ein 40er und ein 32er Meade Plössl, mein 12er WA und ein Gelbfilter.

Das uralte 15er LEITZ Mikroskop Okular (links) läuft erst mal außer Konkurrenz, das soll ich für sich testen.

Natürlich Regen am Morgen, dann trocken und doch noch eine Lücke um auch mal Sonne zu schauen.

Da ich ja gerade mal wieder ein paar Tage Schäfer und Hausmeister auf dem Hof meiner Tochter bin, fehlt mein ultimativer Gittermast, aber ein paar nähere Baumkronen und kahle Äste gegen den hellen Himmel, sowie weiße Flächen und Weide Abspannungen vor grünem Hintergrund signalisierten schon.......das ist um Längen besser.

Es lässt sich ein zarter Magenta Strich an harten Kontrasten finden, wer sucht, der findet.
Dann näherte sich eine große Wolkenlücke, Sonne ging also doch noch.

Sehr schön, wieder der Lila Strich am Rand man kann auch grün und gelb provozieren, wenn man die Sonne zum Gesichtsfeldrand wandern lässt oder den Einblick schräg nimmt. Immer nur eine feine Randlinie.

Will man das beim Beobachten machen? Nein, ich nicht.

Gleiches Ergebnis mit dem 40er, mit dem 25er und mit dem 12er Okular, dann war die Lücke wieder zu.
Gelbfilter habe ich nicht probiert, weil ich nicht mehr dazu kam und er ist auch unnötig für eine saubere Abbildung.
Sicher kann er den Kontrast hier und da steigern, aber das hat so gut wie nichts mehr mit Farbfehlerunterdrückung zu tun.



Ich bin jetzt einerseits sehr erleichtert und zufrieden, nochmal danke Sven für den Wink mit dem Zaunpfahl, dass das Gehäuse ein Prisma enthalten dürfte, auch wenn beim Händler Spiegel geschrieben steht.

Andererseits stehe ich absolut verständnislos vor der Tatsache, dass durch solche Beilagen (das Prisma ist eher teurer als so ein billiger Spiegel) ein gut brauchbares Teleskop für die potenziellen Käufer solcher Pakete derart entwertet wird.
Natürlich sind die 70 mm Öffnung für das Star Sense extrem wenig, auch das ist Unfug, aber hey, das wenige was gehen könnte, auch noch zu verderben, was soll das?


Nun warte ich mal auf Gelegenheiten am Mond und ein wenig Ringnebel, M 13 und Co. versuche ich auch.

Dazu bleibe ich auf meinem Balkon, weil ich dort einfach sehr schnell am Start bin und weil es geht.

Das Bild zeigt zwar, dass ich nicht hinter dem Teleskop stehen oder sitzen kann, um zu beobachten, aber ich kann ja, wie am im Hintergrund stehenden 150/739er Dobson, mit leicht seitlich geneigtem Okular, also in Einblickrichtung gedrehtem Zenitspiegel beobachten.

Bleibt festzustellen:

Auf diesem nur 110 cm breiten Balkon geben sich der 70 mm Refraktor und der 150 mm Dobson, vom Handling und der Bedienungsfreundlichkeit her, absolut nichts.

 

Mondbeobachtung 

 

Nachdem schon anlässlich der Sonnenbeobachtung das absolut untauglich Prisma sowie das 10 mm Okular aussortiert und durch einen Zenit Spiegel und einige Austausch Okulare ersetzt wurden gestaltete sich die am 30.07.25, bereits gegen 20.00 Uhr, in der Dämmerung beginnende Mondbeobachtung sehr viel entspannter. Jetzt wird es also interessant, denn der kleine Refraktor soll meinem Vater für Mondbeobachtungen dienen.

 

Farbsäume findet man, von grünlich bis Magenta,wenn man sie sucht oder durch Stellung des Mondes an den Gesichtsfeldrand der Okulare provoziert, auch mit schrägem Einblick kriegt man das hin.

Muss man aber nicht tun, man kann sich auch mit normalem Einblick und Konzentration auf das Wesentliche an der wirklich guten, am Preis gemessen erstaunlich guten Abbildungsleistung erfreuen.

    

Im einzelnen kam das mitgelieferte 25er Kellner im Vergleich zu einem 32er und einem 26er Marken Plössl an dem f/10 Refraktor so gut, dass es bleiben darf.Gut 4 mal passt der Mond über oder nebeneinander bei 24fach und 3 mm AP ins Feld.

Hinzu kommt ein etwas aufgemotztes 15er Mikroskopokular mit sehr einfachem, aber gutem Aufbau, kein Tunnelblick, eher etwas Weitfeld Gefühl und sogar ziemlich scharf. Gut drei Monde passen nebeneinander ins Feld, bei 40fach und 1,75 mm AP.

Dann mein 12er WA mit 60° Feld, eine altbewährte Erfle Serie. Klares Bild, mehr als zweieinhalb Monde würden nebeneinander ins Feld passen, 50fach bei 1,4 mm AP sind schon ganz nett, da kommen schon ordentlich Details raus und dass die Dämmerung inzwischen weiter fortgeschritten ist, passt jetzt, denn das Bild bleibt hell genug. 

Ganz zum Schluss dann noch das gute alte 6,4er Meade Plössl, jawohl, das geht immer noch mit scharfem Bild. Zwar grenzwertig, zumindest in der späten Dämmerung noch/schon etwas wenig Licht/Kontrast. Immerhin 94fach bei 0,75 mm AP und die Mondscheibe passt gerade so ins Feld, wenn man mit der Retina fast die Augenlinse kontaktiert. Nichts für Feiglinge, aber geht.

So weit so gut, was habe ich mir angesehen.

Zunächst mal steht bei 24fach die Mondsichel schön im Feld und die Details heben sich schon sehr deutlich von Fernglas Anblicken ab, zumal das leichte Teleskop von der etwas staksig aussehenden Stativ/Gabelmonti/Kombi doch recht gut getragen wird, das geht also auch mit den höheren Vergrößerungen noch.

Auffällig in der Übersicht präsentieren sich die drei benachbarten Krater Theophilus, Cyrillus und Catharina (erkennbar ein Doppelkrater) am Terminator und das dunkle Mare Nectaris. Folgt man dem Terminator fällt im Mare Serenitatis eine dunkle, gewundene Verwerfungslinie auf,

Dorsa Smirnov. Sie beginnt am den Rand des Meeres begrenzenden, gebirgigen Kap und gabelt sich am Ende. Dort, in der Nachbarschaft, liegt hell und klar der knapp 100 km große, runde Krater Posidonius. 

Betrachtet man sich das alle näher, mit 40fach und 50fach so kommen bei den drei Kratern Wälle, Kleinkrater und schöne, also kontrastreiche Schattenspiele zur Geltung. Theophilius zeigt sein Zentralgebirge und im Mare Nectaris kommen zahlreiche Kleinkrater hinzu.

Auch das Kap am Rand des Mare Serenitatis gewinnt an Vielfalt der Strukturen und Dorsa Smirnov zackt. Posidonius zeigt im inneren P. A und am Wall P.B, sowie den geteilten Ringwall auf der dem Terminator abgewandten Seite sehr klar, hier war ich dann auch noch kurz mit dem 6,4er Plössl bei 94fach unterwegs, Posidonius B war nun eindeutig und da waren auch noch mehr Details, aber die Wolken waren dann doch schneller.

Als Fazit bleibt festzuhalten, der kleine Refraktor tut jetzt, was er soll.

Die Abbildungsleistung entspricht, mit dem besseren Zubehör, am Mond und auch bei der Sonnenbeobachtung im Weißlicht, durchaus den zunächst gehegten Erwartungen. Daher habe ich noch schnell einen passenden Sonnenfilter aus zwei Versandröhrenabschnitten (90 mm Durchmesser) mit einer dazwischen gesetzten "Baader Astro Solar Folie visuell" gebau, sodas mein Vater auch mal gefahrlos die Sonne beobachten kann.

      

Mit einer Lage Vorlegeband (Schaumfolie oder auch oder einer Wicklung Filz) Komme ich so auf den passenden Einsteckdurchmesser für die Taukappe des Refraktors iund der Deckel passt auch noch. so ist der sonnenfilter geschutzt und immer dabei. 

 

Auch das 15 mm Mikroskopokulat machte seinen Job so gut, dass ich es ein klein wenig aufgemozt und mit einer Gummiaugenmuschel versehen habe.

    

    

Der Umbau auf Astro erfolgte seinerzeit sehr einfach, mit steckbaren Teilen und ich konnte sogar mit einem Abstandring die Fokuslage an die beiden Okulare anpassen. Okay, die Steckhülse war etwas zu klein im Durchmesser, da hilft dann eine Wicklung Klebeband.

Nun gut, an Deepsky sind keine großen Hoffnungen geḱnüpft, da ist die Öffnung doch unter heutigen Bedingungen etwas zu klein, aber das soll auch  nicht zum Beobachtungsschwerpunkt werden.

Eventuell kommt nochmal ein Nachtrag, wenn die weißen Nächte vorbei sind, auch Jupiter und Saturn werden nochmal aufs Korn genommen.