Newtontuben sind oft zu kurz. Der vordere Überhang reicht nicht aus, um die Fangspiegel- und Okularauszugsebene vor dem Eindringen von Störlicht und der dann unausweichlichen Herabsetzung des Bildkontrastes zu schützen.

Die in der Bildreihe unten gezeigten Teleskop haben alle ein Streu-/Störlichtproblem in der Fangspiegel- und Okularauszugsebene und die beiden äußeren Teleskope sind nach Beseitigung dieses Problems schon sehr viel besser. Unter stockdunklem Himmel, ohne Fremdlicht, mag das noch brauchbar funktionieren, solche Dunkelheit ohne jede Störung findet man aber heute kaum noch irgendwo.

    

Selbst der Volltubus lässt, wie unten zu sehen, schrägen Lichteinfall von vorne in die Fangspiegel und Okularauszugsebene zu. Die absolute Mindestanforderung an der Stelle ist, dass man beim schrägen Blick durch den Okularauszug nicht über die Tubuskante hinaus schauen kann. Mit allen, mir bekannten, günstigen Volltubuskonstruktionen kann man bei diesem einfachen Test jede Menge Himmel sehen. Dass man dazu die, in aller Regel zum Erreichen des visuellen Fokus erforderliche, Verlängerungshülse für den Okularauszug weglassen muss, macht absolut nichts besser, handelt es sich dabei in vielen Fällen doch nur um eine weitere, vermeidbare Leistungsbeeinträchtigung.

     

In der Mitte ist das Problem optimal gelöst und das Bild rechts zeigt eine sehr einfach gebaute Taukappe, aus einer billigen Iso-Folie für Autoscheiben geschnitten und mit einer Lage Veloursfolie innen. Das ist, gerade für kleinere Newtons, bis 6 Zoll Öffnung, stabil genug, leicht, effizient und hervorragend geeignet. Die, von der optischen Seite her, sehr empfehlenswerten, kompakt zusammenschiebbaren, kleinen Skywatcher Heritage Dobsons benötigen nicht nur eine Taukappe, sondern ein Mäntelchen, welchers auch im Stangenteil den Tubus ersetzt.

Ein zusätzliches Problem bei zu kurzen Tuben ergibt sich durch den sehr frei und offen hängenden und dadurch, unter ungünstigen Bedingungen, oft recht schnell zutauenden Fangspiegel

Beide Tatsachen wurden hier oft genug thematisiert und daher der Bau einer Tau-/Störlichtkappe angeregt, auf nahezu allen Bildern von Teleskopen auf dieser Homepage sind Taukappen zu sehen und ich erwähne häufiger mal die alte Isomatte als idealen "Rohstoff".

Hier nochmal kurz auf eine ganz normale Beobachtungssituation übertragen.

 

 

Als meine Frau kürzlich ihre Gymnastikmatte austauschte war es wieder mal so weit. Die dünne Taukappe meines 12-Zöllers hatte über die Jahre etwas gelitten. So wurde die alte Gymnastikmatte nicht entsorgt, sondern zweckentfremdet. Eine leichte Trichterform der Taukappe ist wichtig, um Vignettierung der Öffnung durch den langen Überstand zu vermeiden.

Zusätzlich ergibt sich der Vorteil, die Taukappe umgekehrt leicht auf das Tubusende stecken zu können und so einen ideale Parkposition bei Nichtgebrauch zu haben. Die Form bleibt erhalten, ein gewisser Schutz vor Beschädigungen ist gegeben und man kann sie zu Hause nicht mehr vergessen.

    

Der Materialverbrauch bei einem 12-Zöller ist nicht zu verachten, dennoch blieb ein längerer Streifen übrig und der reichte locker, auch meinem 6 Zoll f/4,8 Newton-Dobson eine Tau-/Störlichtkappe zu verpassen. Dabei kam mir dann auch rechtzeitig die Idee, das simple Vorhaben und seine Umsetzung nochmal zu dokumentieren.

Das Teleskop ist sehr oft auf dem Balkon und bei der Weißlicht - Sonnenbeobachtung im Einsatz. Für die Sonne braucht es die Taukappe nicht, sie würde eher zu einem unerwünschten Stauluftpolster vor dem unerlässlichen Lichtschutzfilter (Baader Solarfolie visuell), also vor der Öffnung des Teleskops sorgen.

Ich beobachte dort aber auch Nachts, wenn Zeit und Lust nicht für längere Ausfahren oder den 12er im Garten ausreichen. Dann ist störendes Umgebungslicht schon mal vorhanden. Die Straßenlampen gehen z.B. erst nach 23.00 Uhr aus.

Die Eigenkonstruktion baut, bei einem Tubusdurchmesser von knapp 200 mm, schon 170 mm über die vordere Fangspiegelkante hinaus. Das ist deutlich mehr als die üblichen Fernoströhren so aufweisen, dennoch sind 1,5 bis 2x D-Tubusdurchmesser besser. Neben dem optimalen Schutz vor Störlicht wird so auch Seeing, welches der Beobachter auslöst, vermieden. Kopf und Hände sind beim Nerwton sehr nahe der Öffnung und häufig deutlich wärmer als die Umgebungsluft. Hält man zum Test mal die Hand unter den Tubus kann man entsprechende, wabernde Luftschlieren vor einem hellen, defokussierten Stern durchziehen sehen. Die Taukappe sorgt hier für den nötigen Abstand.

  

Im rechten Bild hängt schon der übriggebliebene Streifen der ca 10 mm starken Matte aus dunkelgrauem Schaumstoff über dem Teleskop. Der Streifen ist 170 mm breit und wird, für sicheren Halt, etwa 20-30 mm tief auf den Tubus gesteckt. Das reicht dann auf jeden Fall, von der Länge her, für den Tau- und Streulichtschutz locker aus. Weil vorne der OAZ und der Sucher im Weg sind gehe ich für die weiteren Bastelschritte einfach ans Heck des Teleskops, wo dann

  

 

der Streifen um das Teleskop gewickelt wird. An einer Seite ziehe ich straff, um einen engen Sitz am Tubus zu erreichen, die andere Seite wird einen Finger breit lockerer gelassen um die leichte Trichterform zu erreichen. Dann wird bündig zur Kante der unteren Lage angezeichnet und

  

 

der Schnitt mit dem scharfen Cuttermesser gesetzt. Anschließend fügt man die Stöße zusammen und kann eventuelle Längenunterschiede an den Stoßkanten leicht abschneiden. Die Stöße werden gegeneinander gedrückt und mit kurzen Klebebandstreifen (ich hatte gerade breites, schwarzes Gewebeband da) fixiert.

 

Anschließend wird am Schnitt, innen wie außen eine vollständige Klebebandschicht aufgebracht. Bei so breitem Klebeband wie ich es verwende, kann man schon ein wenig auf die spätere runde Form achten, klebt man das flach auf dem Tisch liegend, zieht man den Schaumstoff in eine gerade Form, die Taukappe eiert dann vorne immer ein wenig, auch wenn sie hinten am Tubus rund aufgesteckt ist. 

Danach bringe ich noch selbstklebende Veloursfolie in Streifen innen an der Taukappe auf. Vielfach wird deren Wirkung bestritten, auch im Tubus nicht ernst genommen, ich "steh drauf" weil ich auch beim Beobachten sehe, was es bringt.

  

So, wie im Bild rechts, sieht das dann fertig aus. Dieses Billigteil aus Resten ist, das kann man kaum bestreiten, nicht unbedingt kleidsam, aber eben höchst wirksam.