Die Nacht war genial, unmöglich, das in Worte zu fassen.
Vier Mann, drei Dobsons, 6,5er Himmel, streckenweise sehr gutes Seeing und eine geniale Transparenz bis nahe an den Horizont.

Ich schreibe daher mal einen BB der anderen Art, einen Versuch, verschiedene Öffnungen "greifbar" zu machen.


Die Okulare für die Beobachtung weisen durchgängig +80° Feld auf, es handelt sich um UWA 11-15 mm und 7-3,5 mm (UWan/Lacerta im Zoomset), sowie ein 20 mm Widescan, welches mit 2,8er Klee Barlow im Zoomset auf ca. 7,5 bis 4 mm Brennweite betrieben wird.

M 51 - Whirlpool

Mein 6 Zoll f/6 Eigenbau-Dobson lässt sich mit dem optimierten Tubus und dem kleine 40er FS ganz gut an, Spiegelset normale GSO-Qualität.
Deutlich hebt sich die GX schon im Übersichtsokular ab, die Aufsuche fällt also leicht.
Schon mit 15 mm Brennweite (60fach, 2,5 mm AP)rücken die beiden Galaxienkerne deutlich voneinander ab und das helle Zentrum der größeren Schwester ist von einem flächigen, diffus auslaufenden Halo umgeben. Das Bild ist sehr hell und Begleitsterne lassen sich gut fokussieren.
Auch 7,5 bis 6mm Brennweite (120-150fach, 1,2/1,0mmAP) lassen sich noch gut anlegen, die Gx wird nicht zu dunkel und es kommt im großen Umfeld des hellen Kerns von M 61 eine Ahnung von Wirbelstrukturen auf, die sich aber nur indirekt halten lässt. Noch mehr Vergrößerung ist kaum drin, das Bild wird zu dunkel und diffus.

Der 8 Zoll f/6 präsentiert die GX schon in der Übersicht sehr hell, die beiden hellen Kerne dicht nebeneinander springen regelrecht ins Auge, wer sie nur an den Rand des Gesichtsfeldes bekommt, wird aufmerksam, leichte Beute.
Mit 15 mm Okularbrennweite liegen hier dann 80fach an, bei gleicher Helligkeit und das macht sich entsprechend bemerkbar.
7,5 mm Brennweite und 160fach gehen locker, die Spiralstruktur kommt deutlicher, bei gleicher AP wie im 6-Zöller ist einfach mehr Vergrößerung da und auch Auflösung. Kein Wunder, dass sich auch 5 mm Okularbrennweite noch lohnen, 240fach bei 0,8 mm AP an einer Galaxie!
M51 als schöne Spirale, sehr deutlich bei indirektem Sehen. Die beiden GX-Kerne sind weit getrennt und auch die kleine Begleiterin hat um den hellen Kern herum ein mattes Glimmen welches die Außenbereiche der größeren GX fast erreicht.

Spektakulär wird es im 10 Zoll f/5. Weniger bei der Aufsuche und bei moderaten Vergrößerungen, aber die Leichtigkeit des Seins bemerkt man schon hier. Mehr Fläche, mehr Licht.
Bei 7 mm Okularbrennweite liegen 180fach und 1,4 mm AP an, herrlich schwebt die Spiralstruktur vor dem Auge, alles ist her schon etwas leichter als im 8-Zöller bei 160fach. Helligkeit und Auflösung machen sich bemerkbar. Man kann sich kaum satt sehen und fast schon widerwillig löst man sich von dem Anblick, um per Zoom mal zu sehen, ob auch noch 4 mm Okularbrennweite möglich sind.
Über 300fach bei 0,8 mm AP müssen sauber ausfokussiert werden und dann ergibt sich ein phantastischer Anblick.
Gut, dass ein Eigengesichtsfeld von über 80° zur Verfügung steht. Das GX-Paar steht fast Format füllend im Okular, weniger Feld dürfte es nicht sein. Die Spiralen der Hauptgalaxie sind deutlich voneinander getrennt, lösen sich in einzelne hellere Gebiete mit dunkleren Armteilen auf. Der zur Begleiterin weisende Arm streckt deutlich die Hand nach ihr aus, wir beobachten fasziniert und zunächst fast sprachlos.
Später sind wir uns einig, das noch nie so gesehen zu haben.

  



M 104 - Sombrero
In aller Kürze:

Mit dem 6-Zöller sehr leicht zu finden, die helle Linse steht schon im Übersichtsokular markant im großen und wegen einer benachbarten Sternenkette sehr schönen Feld.
Hier war bei 11 mm Okularbrennweite Schluss, darunter wurde das Bild zu dunkel. Das Erscheinungsbild der GS ist ein heller länglicherLichtstreifen mit einer absolut geraden Oberkante (Newtonanblick). Diese Linie ist das zentrale Staubband, darüber kann ich mit Augenverbiegen eine Aufhellung wahrnehmen, Einbildung aufgrund der Erwartungshaltung nicht ausgeschlossen.

Der 8-Zöller lässt zwar höhere Vergrößerungen zu, aber das Licht schwindet auch hier zusehends. Den besten Anblick bietet wieder geringere Vergrößerung und bei 11 mm Okularbrennweite lässt sich das Staubband immerhin besser ausmachen (halten), weil darüber nun tatsächlich ein schwaches Glimmen sichtbar wird.

Der 10-Zöller bringt dann, ebenfalls erstmalig so klar an diesem Platz und mit dieser Öffnung, die GX herrlich heraus, der helle untere Teil wird klar vom deutlichen Strich des Staubbandes abgegrenzt und darüber schwebt der Halo der oberen Teils dieser bemerkenswerten Galaxie. Ein fantastischer Anblick.

  

M 13 - Herkuleskugelsternhaufen

Der 6 Zoll f/6 zeigt schon am 20 mm Okularbrennweite, also 45fach, dass dieses, mit dem Übersichtsokular kaum zu verfehlende Wattebäuschchen ein wunderschöner Kugelsternhaufen ist. Schon hier blitzen viele Einzelsternchen und das wird bis 8 mm Brennweite immer besser.
Weiteres durchvergrößern ist am KS immer Geschmackssache, Einzelsterne kontra Gesamteindruck, ich meine immer, weniger ist mehr.
Gerade dieser Sternhaufen mit den fliehenden Sternketten gefällt bereits bei mittleren Vergrößerungen, 15-11 mm Okularbrennweite und das 10er Speers zeigt ihn bei 90fach für diese Öffnung (und meine Ansprüche) perfekt.

Der 8 Zoll f/6 lässt alles etwas heller erscheinen, löst besser auf, die winzigen Sternpünktchen vom 6-Zöller gewinnen teilweise an Leuchtkraft und (Stern)Farbe, alles wird ein wenig spektakulärer.

Der 10-Zöller macht das noch etwas besser, deutlich sind Sterne unterschiedlicher Helligkeit und Farbe zu erkennen. Überhaupt wird der Puderzuckeranblick des Sternhaufens von 6" bis 10", also mit steigender Öffnung immer weiter in das Zentrum des KS verlagert, der Haufen öffnet sich mit steigender Auflösung des Teleskops zunehmend.

  

Eine atemberaubend schöne, höchstvergrößerungsfähige Mondsichel zu Beginn, die Coma-Tour, die Virgo-Tour (Markarians GX-Kette lässt sich auch mit dem 6-Zöller wunderschön abfahren), Das Leo Triplet mit Anhang, Venus, Mars, einen spektakulär schönen weil kaum seeinggestörten Saturn, einen durchvergrößerten Ringnebel, all das erspare ich Euch, auch weil sich manchmal Genussbeobachtung und Nachbereitung ausschließen.
Diese unvergessliche, einzigartige Nacht mit Freunden und drei Teleskopen unter einem Kondensstreifenfreien und doch nicht vulkanstaubgestörten Himmel werde ich in bleibender und schöner Erinnerung behalten.