Weil ich mich gerade (Februar/März 2023) wieder mal intensiver mit idealem Einsteigerequipment zwischen 4 und 8 Zoll Öffnung beschäftige, schaue ich auch mal bei den gängigen Internetadressen vorbei und da überfällt mich sehr schnell das Grausen.
Selbst bei ganz kleinem Budget kommt sofort jemand mit Handysteuerung und Bildgebungstechnik um die Ecke, was auf Budgetüberschreitung, sehr kleine Öffnung und gleichzeitig durchgängig mangelhafte Qualität hinaus läuft. Immerhin gibt es auch schon mit 5 Zoll Öffnung einige Teleskopangebote für Einsteiger und auch Vorschläge dazu, aber was davon empfehlenswert ist oder nicht, bleibt oder ist unter den Beratern überwiegend völlig unklar bis strittig. Der fragende Einsteiger steht regelmäßig im Regen und da bleibt er auch oder er geht.
Da fragt jemand nach einem sinnvollen Kleindobson und dabei taucht erstaunlicher Weise auch die Frage auf, ob denn dessen langer, dünner Okularauszug nicht eventuell den Strahlenkegel beschneidet. Die Tatsache, dass er das tatsächlich sehr deutlich tut, wird aber abgetan, weil es ja nur um Einsteigerkram und nicht um "high end" geht. Der einzige Dobson dieser Klasse der das derzeit (03.2023) nicht tut, wird zusammen mit dem bemerkenswerten Unterschied klein geredet und weitere Fragen laufen ins Leere.
Ich will auf dieser Seite eigentlich keine Berechnungen bringen, das kann man, wenn es interessiert, alles in theoretischen Abhandlungen finden, hier soll es um die Praxis gehen. Es muss aber auch Praktikern auffallen, dass sich bei einem Fernrohr mit f/10 der Strahlenkegel, vom Fokuspunkt aus betrachtet, jeden Zentimeter um einen Millimeter aufweitet. Bei so einem kleinen Newton mit f/5, bei jedem Teleskop mit f/5, sind das schon 2 Millimeter, mit f/4 dann 2,5 mm und so weiter. Wenn der Innendurchmesser eines sehr lang aussehenden Okularauszugs nun mal maximal 31,5 mm beträgt (1 1/4 Zoll Okularsteckmaß) muss gerade jemand, der die Praxis mit Teleskopen kennt wissen, dass diese Okularauszüge aus mechanischen Gründen auch noch in niedrigster Stellung mehrere Zentimeter in den Tubus hineinragen. Sie sind also zwangsläufig noch länger, als von außen sichtbar. Es ist für jemanden mit Teleskoppraxis unübersehbar, dass da etwas absolut nicht passt. Das festzustellen und von einem solchen Teleskop abzuraten, hat nichts mit überzogenen Qualitätsansprüchen an günstige Einsteigerteleskope zu tun, sondern damit, dass ein Mindestmaß an bestimmungsgemäßer Funktion nicht eingehalten wird.
Ein paar Threads weiter hat jemand schon ein Teleskop gekauft, sogar ein Gutes, also kann man ihm das nicht mehr ausreden.
Dafür erzählt man ihm, dass er leider mit dem Fangspiegel Pech hat. Der sei angeblich gerade so ausreichend groß für 1 1/4 Zoll Übersichtsokulare und daher zu klein, um 2 Zoll Übersichtsokulare auszuleuchten, weil man ja 20% Vignette schon deutlich sehen könne. Im Fall des 150/1200er Newtons mit einem 34,5 mm (kleine Achse) messenden Fangspiegel, um den es da geht, ist die Ausleuchtung für 1 1/4 Zoll, mit Ausnutzung der größten möglichen Feldblende von 27 mm sehr üppig und für 2 Zoll Steck mit voller Feldblende von 46 mm noch ausreichend. Geht man auf gängige Übersichtsokulare, die 40 mm Feldblende und weniger nutzen, ist das visuell so gut, dass der Helligkeitsabfall zum Rand nur bemerkt wird, wenn man ihn angestrengt sucht.
Da antworten "Aktive", "Profis" und "Meister", auch Träger noch höherer Würden. Es werden Ideen von größeren Fangspiegeln und abgesägten Teleskoptuben vorgetragen, ohne dass jemandem auffällt, dass es besser und sehr gut wäre, einfach alles so zu lassen wie es ist. Die Idee dem danach fragenden, wissbegierigen und objekthungrigen Einsteiger ein schönes, günstiges ~40er Erfle in 2 Zoll Steck, für genial nutzbare 5 mm AP bei 30fach für die Aufsuche und Übersicht der Objekte zu empfehlen, geht im aufkommenden Gezänk fast völlig unter. Er hat sich, inzwischen offensichtlich total verunsichert, schon für die schlechteste Variante, also ein 1 1/4 Zoll Okular mit erheblichen Feldeinbußen, erwärmt.
Zum Vergessen, aber.....:
Was ist denn nun mit den Newtons wirklich los? Warum sieht das, auch unter guten äußeren Bedingungen, selten aus, wie im ersten Bild der folgenden Grafik? So großes Feld geht nur mit kleiner Optik, also geringer Brennweite, Nordamerikanebel mit Pelikan, ein traumhaft schönes, lohnendes Feld.
Newtons sind vom Prinzip her, mit Hauptspiegel, Fangspiegel und Okularauszug leider derart einfach billig in einen Tubus zu schustern, dass genau das eben auch getan wird. Selbst völlig dejustiert und wenn nur der halbe Hauptspiegel im Okularauszug zu sehen ist, liefern sie noch ein Bild vom Himmel oder vom Mond ab, bei dem nicht nur Leute, die nie zuvor durch ein Teleskop geschaut haben, nicht zwingend bemerken, dass etwas nicht stimmt.
Da kommt es vielen Herstellern von Billigware auch nicht mehr darauf an, den von der Größe her am besten passenden Fangspiegel mit einem ebenso passenden Okularauszug einzubauen, es wird genommen, was gerade in Masse verfügbar ist. Ganz erbärmlich wird es, wenn auch noch die Justagemöglichkeiten teilweise oder komplett eingespart werden. Ein Newton "lebt" von guter Justage und die kann nun mal verloren gehen, da gibt es unzählige Ursachen. Sieht man von hinten nur eine glatte Fläche, dann ist schon mal ziemlich sicher, dass der Hauptspiegel nicht zu justieren ist und dicke Plastikstreben am Fangspiegel, die mit dem Plastikabschlussring verbunden sind, sehen zwar massiv aus, sind aber nicht geeignet, einen dünnen Blechtubus so auszusteifen, dass er sich nicht mühelos verbiegen lässt. Ein etwas schwereres Okular im fast immer zu langen Okularauszug reicht als Hebel, um die Justage durch Verbiegung zu ruinieren. Überdies ist hier, durch den luftdichten Verschluss hinten, gerade bei etwas größeren Newtons, Tubusseeing sehr problematisch.
So oder ähnlich sieht das aus, wenn Justierschrauben vorhanden sind und eine dünne, spannbare Fangspiegelspinne den von einem Metallring abgeschlossenen Blechtubus aussteift.
Aber was sehen wir da nun, in der Grafik oben, durchs Okular?
Eine Vignettierung kann durch einen zu kleinen Fangspiegel und/oder zu kleine Durchlässe (Blenden), z.B. den Okularauszug, verursacht werden. Sie fällt visuell nur in schwerer Form überhaupt auf. Zum Rand des Gesichtsfeldes hin fehlen halt feine Sterne, die da sein könnten. Helle Sterne erscheinen geschwächt, Nebel zeigen weniger Ausdehnung und Helligkeit. Der Unterschied ist, selbst wenn er krass ist, eigentlich nur mit einem besseren Teleskop direkt nebendran und/oder mit sehr viel Beobachtungserfahrung überhaupt zu bemerken. Dennoch fehlt da natürlich viel Leistung die eigentlich abrufbar sein könnte.
Dejustage führt zu Verlusten im kompletten Bildfeld und fällt insbesondere bei höheren Vergrößerungen auf. Viele Billignewtons halten die Justage nicht, z.B. weil sich die Justageschrauben in zu weiches Plastik graben oder die zu dünnwandigen Tuben zu wabbelig sind und sich verbiegen. Es gibt auch unsinnige Schraubenanordnungen, schlechte bis dejustierte Justierhilfsmittel, unzählige (zu oft) fragwürdige Anleitungen und immer öfter fehlt die Justiermöglichkeit völlig.
Randaufhellungen können viele Ursachen haben, z.B. eine schlechte Spiegelkorrektur und Randbeschaffenheit, schlechte Stör-/Streulichtunterdrückung, zu viele Eingriffe von Bauteilen in den Strahlengang, ungeeignete Okulare und so weiter....! Gar nicht selten wirkt bei diesen billigen Eimern eine starke Vignette, als Abdunklung zum Gesichtsfeldrand hin, dieser Aufhellung durch Streulicht entgegen. Was dann matt dunkel aussieht, verschluckt vieles, was eigentlich im Bildfeld zu sehen sein müsste.
Kommen also zwei oder mehrere solcher Fehler zusammen, oder wie so oft von allem ein wenig, wird es richtig übel.
Am Mond, an Planeten, wirkt sich so etwas ebenfalls krass aus.
Es kommt dann auch noch erschwerend hinzu, dass die Seeinganfälligkeit von Teleskopen mit der Vergrößerungsfähigkeit stark ansteigt. Je höher die durch Auflösungsvermögen mögliche Vergrößerung, um so eher läuft man ins Seeing. Durch bauliche Maßnahmen kann man immerhin das Tubusseeing und das Beobachterseeing sehr positiv beeinflussen. In der Grafik sind Dejustage und Seeing extrem dargestellt, die Übergänge und Zwischenstufen sind fließend. Wieder muss man sagen, dass kleinere Probleme und Schwächen zumindest ohne direkten Vergleich oft recht unauffällig, also nicht so einfach zu bemerken sind. Sehr häufig werden sie eben dem Seeing oder dem, durch Lichtverschmutzung, aufgehellten Himmel zugeordnet und fallen erst dann auf, wenn man mal einen Vergleich hat und sieht, was so ein Spiegel kann, wenn er in einem guten Teleskop steckt.
Hier mal der Link zu einem Beitrag von Sven Wienstein zum Thema Seeing. Den bewegten Bildern liegt ein sehr hoher Vergrößerungsmaßstab zugrunde. Man bekommt visuell, bei den deutlich geringeren Vergrößerungen die der Wahrnehmung unserer Augen zuträglich sind, durchaus ruhigere Bilder mit deutlich mehr Detailerkennung hin und auch in Hochvergrößerung längere ruhige Momente.
Wenn das bei Sven im Video so aussieht, wie auf den ersten beiden stehenden Bildern unten
kriege ich mit dem 12-Zöller oder auch mit dem 6-Zöller visuell schon Ergebnisse, wie unten zu sehen, zustande.
Man beachte die Größenverhältnisse. Ich muss mich visuell, mit meiner Augenblickswahrnehmung, zwischen 1,5 und 0,7 mm Austrittspupille bewegen, während die Kamera mit dem vielfachen dieser Vergrößerungen aufnimmt und die Bilder dann bearbeitet, geschärft und übereinandergelegt werden. Das ist nicht zu vergleichen, aber wir kämpfen eben gleichermaßen mit dem Seeing.
Visuell ist es extrem wichtig, nicht zu hoch zu vergrößeren. Zu viel Seeingeinfluss verschmiert vorhandene Details bis zur Unkenntlichkeit.
So weit, so gut, weiter im Text.
Selbst wenn ich einen brauchbaren Standardnewton aus dem günstigen Preissegment zu Grunde lege, sind die in den Grafiken weiter oben gezeigten Fehler und Einbußen allerdings keineswegs ausgeschlossen. Sie gehören eher zum normalen Programm. Da gibt es immer noch ganz erhebliches Verbesserungspotenzial.
Standard ist der, für visuelle Zwecke, viel zu hoch bauende Okularauszug, meistens mit einer als wichtiges Zubehör beigelegten Verlängerungshülse dazu, der einen zu großen Fangspiegel erfordert. Selbst wenn der große Fangspiegel denn eingebaut ist beschneidet, zumindest bei 1 1/4 Zoll Okularauszügen fast immer, der Durchlass am Okularauszug den Strahlengang. In 2 Zoll Auslegung passt das meistens noch, aber der Fangspiegel ist, gerade bei kleinen Newtons, dann unverhältnismäßig groß, die Ausleuchtung trotzdem oft noch schlecht und die Obstruktion unnötig hoch.
Interessant ist, dass sich viele Spiegelsets solcher Kleinnewtons mit dem hohen OAZ-Turm und dem dann doch noch zu kleinen Fangspiegel, für einen Komplettumbau sehr gut eignen.
In einem passenden Tubus mit einem niedrigen 2" Okularauszug sorgt ein 130/650er Hauptspiegel in Kombination mit einem 40 mm Fangspiegel bei 30% Obstruktion für extremen Beobachtungsspass bei Weitfeld mit knapp 4 Grad Feld und geringer Vergrößerung. Mit guten Spiegeln geht bei Planetenbeobachtung bis knapp 200fach und/oder Binoansatz die Post ab.
Zu kaufen gibt es das ferig z.B. mit turmlangem 1 1/4 Zoll Auszug und 47 mm Fangspiegel für angeblich 36% Obstruktion. Die Reduzierung der freien Öffnung auf 100-110 mm sorgt dann aber für Obstrutionswerte von 43% oder gar 47%. Billig ist in dem Fall keinesweg preisWERT.
Selbst der, oben bereits erwähnte, wirklich gut praxistauglich ausgelegte 150/1200 Standdardnewton eines anderen Fernostherstellers, der mit 2 Zoll Okularauszug und einem 34,5 mm Fangspiegel kommt, bietet noch deutliches Verbesserungspotenzial. Der Okularauszug baut etwa 70 mm hoch und für die Okulare benötigt man noch zwei Adapter, die etwa 30 mm zusätzliche Bauhöhe bringen. So kommt der Newton bei der Ausleuchtung von 2 Zoll Weitwinkelokularen, die volle Feldblende (46 mm) nutzen, für 100% FOV (field of view) nur auf einstellige Millimeterzahlen, wo man gerne über 10 mm, besser 12 mm hätte.
Lässt man nur die Adapter weg und verlängert den Tubus um diesen Betrag, setzt den Hauptspiegel also weiter nach hinten, ist man schon bei über 12 mm FOV. Wählt man einen noch 30 mm kürzeren Okularauszug und macht den Tubus noch etwas länger, hat man üppigste Ausleuchtung. Man könnte auch auf einen 30 mm messenden Fangspiegel, für 20% Obstruktion, wechseln. Das bei einem f/8 Newton, der mit einfachsten Okularkonstruktionen, wie sie ja so gerne für Mond und Planetenbeobachtungen empfohlen werden, bestens klar kommt.
Okay, Obstruktionsoptimierung hatte ich schon als Thema.
Tubusisolierung und Seeing mit dem entscheidenden Unterthema Lüftung auch.
Taukappenbau und den einen oder anderen Okularauszug ebenso, inzwischen sogar den ultraflachen OAZ aus dem Drucker.
Es sind halt immer wieder die gleichen Themen und Lösungen, egal in welcher Größe.
Bild 1 zeigt einen 114/660er Eigenbau Dobson, dem wegen des eingefahren nur 40 mm über Tubus bauenden Okularauszug aus dem 3D-Drucker, ein 32 mm Fangspiegel gute Feldausleuchtung beschert. Die Tubusverlängerung des zu kurzen HP-Tubus Reststücks besteht aus einem Kanalrohr KG DN 160. Ein solches Rohr würde sich auch für den kompletten Tubus eigenen, ist leicht zu sägen und zu bohren, auch Gewinde schneiden ist gut möglich.
Bild 2 zeigt den 150/739er Dobson Eigenbau, bei dem zwischen den Rohrschellen noch ein isoliertes weißes Tubusreststück von einem 6 Zoll Chinanewton steckt. Darauf sind vorderer und hinterer Tubusteil aus HP-Rohr aufgesteckt. Beide Teile lassen sich verschieben und an passender Stelle mit Madenschrauben festziehen. Der Tubus ist also auf 6 Zoll Spiegel zwischen f/4 und f/6 sehr flexibel anzupassen. Als "normale" Tubusverlängerungen eignet sich KG DN 200, auch für ganze Tuben, aber das Rohr ist schon recht schwer.
Bilder 3 und 4 zeigen einen im August 2023 fertig gestellten 150/900er Dobson. Die Optik steckt komplett in einem 200er KG-Rohr. Das ist leicht überdimensiomiert und wird durch den Tubusabschlussring einer 6 Zoll Ferost-Blechbüchse mit einer FrontBlende versehen, die 160 mm Durchlass bietet. Das ermöglichte, den stark modifizierten, eigentlich mindestens 70 mm hoch bauenden, Skywatcher Okularauszug so tief einzubauen, dass er nur 45 mm über den Tubus hinaus ragt.
So konnte ein sehr kleiner Fangspiegel, mit 38 mm Durchmesser kleine Achse, nur für 25% Obstruktion bei sehr guter Feldausleuchtung, auch für 2" Weitfeldokulare mit großer Feldblende, verwendet werden.
Bild 4 zeigt meinen 12 Zoll Dobson nach dem Ausbau des einspiegelbaren 6 Zoll Spiegels und entsprechender Abspeckkur. Der 12 plus 6 Zöller war meine Mythossäge, ein Teleskop an und mit dem ich viel gesehen und gelernt habe. Der dicke Bauch in der Mitte erinnert noch daran. Vorder- und Hinterteil des Tubus bestehen aus der zersägten Blechröhre eines "normalen" 12-Zöllers. Die Stücke wurden außen mit Korkmatten beklebt, innen (wie alle Tuben bei mir, velouriert.
Eine wichtige Erkenntnis ergab sich erst beim Umbau. Um dem 6 Zoll Spiegel nicht zu viel Obstruktion zu geben, nahm ich einen Fangspiegel mit 54 mm Durchmesser kleine Achse. Der kleine bildete sehr gut ab ud mit dem Bild des 12-Zöllers war ich ebenfalls immer sehr zufrieden, auch wenn ich wusste, dass die Ausleuchtung langbrennweitiger Übersichtsokulare mit großer Feldblende nur gerade so ausreichend war.
Als ich beim Umbau auf einen 63er Fangspiegel für den 12-Zöller wechselte hatte ich ein anderes, ein besseres Teleskop, während dem 6-Zöller der mit 44 mm deutlich kleinere Fangspiegel im neuen, passenden Tubus zwar ebenfalls gut tat, aber die Unterschiede sind merklich weniger augenfällig. Sie sind nur bei gutem Seeing und hoher Vergrößerung, also bei Annäherung an die Auflösungsgrenze des Teleskops deutlich auszumachen. Fangspiegel sollten so klein wie möglich, aber zwingend so groß wie nötig sein. Den Vorteil eines grenzwertig kleinen Fangspiegels bei hohen Vergrößerungen sieht man wesentlich seltener als den Nachteil für DeepSky mit großem Feld.
Der Dobs ist nun wieder besser transportabel für mich und kommt oft zum Einsatz. In dieser Größe kommt der saugenden Lüftung und der Tubusisolierung sehr große Bedeutung zu, wenn es um Beschleunigung des Einsatzes und auch höhere Vergrößerungen geht. Die Taukappe ist lang genug um auch Beobachterseeing durch Hände und Kopf und Körper in der Nähe der Öffnung zu verhindern.
Sehr interessant war eine Begebenheit auf einer recht dunklen Wiese mit wenigen Störlichtquellen durch -eigentlich weit entfernte- Straßenlampen. Das Teleskop war gerade fertig für erste Tests. Die Tau-/Störlichtkappe fehlte noch. Beim Test der Hochvergrößerungsfähigkeit fiel auf, dass das Bild von Jupiter im Nagler Okular diagonal, ziemlich mittig in einen knackig scharfen, kontrastreichen und einen kontrastschwächeren, detailärmer erscheinenden Teil getrennt war. Auch mit anderen Okularen fiel das auf und der Spuk war erst vorbei, als anderentags die Taukappe fertig und aufgesteckt war. Weitere Tests belegen zweifelsfrei, dass der, ohne Taukappe, zu kurze Tubus Störlichteinfall in die Fangspiegel- und Okularauszugsebene zulässt und für die Bildverschlechterung verantwortlich ist. Je nach dem Ort der Störlichtquelle und dem Störlichteinfallswinkel sind manchmal nur Teile des Bildfeldes betroffen und man bemerkt das auch erst eben durch diesen Umstand. Aufhellungen flaues Bild im kompletten Bildfeld kann man, falls man sie überhaupt als Fehler bemerkt, vielen Ursachen zuschieben. Der 12er hat den visuell sehr gut geeigneten, 56 mm niedrigen, Okularauszug mit ausziehbarem Okularrohr eingebaut, der oben schon mal im Link vorgestellt wurde.
Im Bild 4 letztlich ein 8 Zoll f/5 Dobson, ebenfalls im Ursprung eine Chinablechdose, ebenfalls mit einem Kanalrohrabschnitt als Tubusverlängerung. Komplette Tuben aus diesem KG 250 werden schon recht schwer, das ist nur noch bedingt zu empfehlen. Bei diesem Newton werden an einem Skywatcher Okularauszug einfach nur die beiden Wechseladapter für 2 und 1 1/4 Zoll nicht benutzt, sodass die minimale Bauhöhe über Tubus nur noch 71 mm beträgt. Schon bringt der Fangspiegel mit 56 mm kleine Achse üppige Ausleuchtung (17,5 mm 100% FOV), ein 52er Fangspiegel würde locker reichen. Auch hier ist die Taukappe wegen des extrem kurzen vorderen Tubusüberhangs sehr wichtig um Beobachterseeing, Störlichteinfluss und Taubeschlag zu vermeiden bzw sehr deutlich zu reduzieren. Man kann übrigens nur feststellen, ob eine Taukappe etwas bringt oder nicht, wenn man eine hat und sie eben unter Streulichtbedingungen oder auf der nasskalten Wiese mal bewusst nicht nutzt und dann wieder nutzt. Gleiches gilt für alle Maßnahmen, die ich auf meiner Seite vorstelle, also auch für die saugende Lüftung, die Tubusisolierung und so weiter. Im Bild ist der Lüfteranbau (für den Aufbau einer guten Luftzirkulation etwas Abstand zur Hinterseite des Spiegels halten) zu sehen. Der 12 V/7 Amp. Akku Steht auf dem Drehteller der Box und hält auf Telerskoptreffen mehrere Nächte durch. Richtig gut wird es mit mehreren bzw. allen Tunungmaßnahmen in Kombination.
Was hilft mir ein Lüfter, wenn die Straßenlampe wegen fehlender Störlichtkappe die Feldblende des Okulars und den Fangspiegel beleuchtet. Geht nicht.......? Doch geht, sogar in Serie.
Moderne Tuben sind IMMER zu kurz. Der 8 Zoll Tubus in der letzten Bilderserie ist ganz normaler Walzblech Serienstandard und an den Verhältnissen ändert sich bei kleineren und größeren Öffnungen nichts. Mit einer simplen, selbst gebastelten Tau-/Störlichtkappe ist der Spuk in jedem Fall vorbei.
Eine weitere Auffälligkeit bei Newtons von der Stange ist die häufig an hellen Sternen deutlich sichtbare, unregelmäßige, nicht wirklich runde Sternabbildung mit Lichtausbrüchen. Der kommt man am defokussierten Stern aber nicht auf die Spur, weil der sich absolut rund und der Newton als gut justiert erweist.
Die Ursachen sind vielfältig.
Jedes Bauteil am Newton, welches den Strahlengang tangiert ist eine Störung und verursacht, größtenteils unerwünschte, Beugungserscheinungen. Das können Halteklammern des Haupt- oder Fangspiegels, der in den Tubus ragende Okularauszug, zu lange Schrauben, ja sogar eine sägezahnartig ausgefranste Fase am Hauptspiegel sein. Besonders auf Fotografien mit langer Belichtungszeit fällt das sehr auf, aber auch rein visuell geht natürlich Ästhetik und Kontrast verloren.
Wer solche Missstände akzeptiert, braucht über 0,2 Strehlpunkte seines Spiegels nicht streiten.
Abhilfe schafft man mit möglichst wenig oder gar nicht auf die verspiegelte Fläche greifenden Haltetklammern oder auch deren Abblendung mit einem Ring, was natürlich etwas Öffnung kostet. Okularauszüge sind da ein größeres Problem, ab er auch da kann man etwas tun. Notfalls werden Laufrollen von Crayford Auszügen versetzt und Rohre abgeschnitten.
Mit einer sauberen, dünnen Fangspiegelspinne und ohne störende Eingriffe in den Strahlengang sieht man dann schon sehr gute Sternabbildung mit sauberen Spikes an hellen Sternen und wer die nicht mag kann durchaus eine gebogene Fangspiegelspinne in Erwägung ziehen.
Bei beiden Grafiken zur Sternabbildung handelt es sich um Darstellungen ohne jede Störung durch Seeing bei hoher Vergrößerung.
Wird das Sternscheibchen nun noch durch Seeing aufgebläht, verzerrt oder springt sogar mehr oder weniger stark hin und her, wirkt sich das auf einen ohnehin schon verstärkten und zerfledderten Halo und ein angeknabbertes Sternscheibchen natürlich deutlich schlimmer aus, als bei einem kleinen Halo mit einem gut definierten, runden Scheibchen in der Mitte. Selbst bei niedrigen Vergrößerungen zeigen sich dann wesentlich früher asymmetrische Lichtausbrüche, die Sternabbildung sieht unrund aus, die Ästetik nimmt mit zunehmendem Seeing rapide ab, selbst bei Sternen, die eigentlich gar keine Spikes zeigen, weil sie zu schwach leuchten. Da liegt ein großer Teil der "Refraktorsterne" begraben, die nur ein Newton mit solchen unnötigen Fehlern nicht kann.