Greysky, Beobachtungsbericht und ein wenig mehr

 

Weiße Nächte und noch Mond, rein zufällig oder nach Murphy immer Nachtschicht wenn es klar und mondlos ist, natürlich ein nur zwei Mal kurz getestetes 22er LVW im Koffer, ein ganz normales Schicksal für einen Hobbyastronomen.

Nun gut, Sonntag (13.07.08) war es klar, der Mond erhellt die südliche Milchstraße mächtig, aber ich hatte Zeit, Lust ohnehin, beinahe schon Entzug.

Den Garten zu verlassen, unnötiger Aufwand, unter anderen Voraussetzungen locken die 0,5Mag mehr im Feld unwiderstehlich, man glaubt nicht, was das ausmachen kann.

 

 

Raus mit dem China - Dobs, 8“ F/6 mit aufgesatteltem 4“ F/5 Richfielder, Lüfter an, Tau-/Streulichtkappe drauf, Okulare in die Ablagen auf dem Drehteller.

Sicher nicht die ultimative, aber eine machbare Ausstattung für einen Hobbyastronomen bei dem das Astrobudget etwa an 20ster Stelle einer langen to Do Liste kommt..

 

Dreiviertelmond, fast im Tiefststand, also auch nach Auskühlung nicht eben hochvergrößerungsfähig. Trotzdem schon in der Dämmerung, quasi zum Einstand, ein schöner Anblick, die Regenbogenbucht des Juragebirges am Terminator hebt sich detailreich ab und „verträgt“ auch Mal am 8-Zöller das 10er Speers in kurzen Momenten der Luftruhe.

Erfreulich, dass das 22er LVW am F/5 Richfielder nur einen feinen gelblichen Saum um die mittig im Okular stehende Mondscheibe legt und ansonsten sehr sauber abbildet, das kann man sich durchaus noch gefallen lassen. Mit dem Mond am Rand färbelt es etwas mehr und ganz nahe an der Feldblende wird der Mondrand richtig unscharf, aber eigentlich hat er da auch nichts verloren.

Im großen Spiegel färbelt nichts, zumindest nicht im Zentrum, erst wenn der Mondrand die Feldblende schneidet gibt es den leichten gelben Saum. Ich sage dazu, fast perfekt, lass den Mond Mal wieder höher steigen, atmosphärische Refraktion ist bei so tiefem Stand immer mit im Spiel.

Inzwischen steigt Jupiter hoch, soweit man derzeit von hoch sprechen kann und ich staune, dass da schon was geht, GRF und die zwei Hauptbänder, bei 120fach noch zwei schmale Bänder ober- und unterhalb, noch höher im Zoom ein paar Farbunterschiede in den Bändern die Verwirbelungen andeuten, aber da kriegt der Jupp das Zappeln.

Später vielleicht mehr? Um es vorweg zu nehmen, nein. Seeing ist unberechenbar, später in der Nacht war es deutlich schlechter, trotz höherem Stand. Eventuell war auch mein Lüfter zu der Zeit schon ausgefallen, ich bin einfach zu selten draußen und Akkupacks entladen sich auch im Liegen.

Nun gut, alter Gewohnheit folgend, nehme ich immer wieder eine Pause von der Teleskopbeobachtung und schaue ohne Hilfsmittel. Die Milchstraße ist da, nicht mal übel, knapp über 5 Mag im Zenit, trotz der gefürchtet kurzen Nächte, nun ja der Mond hat sich hinter den Wald gesenkt, verdirbt Skorpion und Schütze, aber ab dem Adler nach oben könnte doch was gehen?

Früher Mal, mit dem 114er, habe ich alle Nächte mitgenommen die irgendwie gingen, man wird anspruchsvoll. Oder einfach nur faul?

Na denn, was sagt denn M 13 zum 22er LVW? Im Richfielder ein schönes, rundes Wattebällchen, hallo blitzt da nicht was raus? Eventuell ja, aber sehr grenzwertig und im 17er Speers ist mit Augenverbiegen ein Glitzern drin.

Ach was solls, das soll der Kleine gar nicht können, im 8er ist das einfach Klassen besser und hey, das LVW ist gut. Glitzer überall, eigentlich ist dieser Anblick schon sehr überzeugend, auch wenn die Einzelsterne mit viel Nebel hinterlegt sind. 17er, 14er, 10er Speers, schön langsam und genüsslich.

Vom LVW zum 17er Speers ändert sich das tatsächliche Gesichtsfeld kaum man sieht kaum die höhere Vergrößerung, nur die steigende Grenzgröße verrät, dass da etwas passiert ist und die leichte Randunschärfe im Speers. Ach Quatsch, das sehe eigentlich nur ich. Bei solchen Anwendungen sollte man nicht in die Ecken schauen. Diese Sucht zur Fehlersuche wird in den Foren hoch gekocht und nun erwische ich mich schon beim Beobachten dabei.

Wie hatte Harrie das doch schön im Motto stehen, bei mir soll er nicht Recht haben damit. Harrie, oh je, ich vermisse seine Kompetenz. Warum muss er sich mit den Mods anlegen? Wegen eines zu Recht zusammen gestutzten Multipostings über alle Boards? Da war doch mehr im Spiel, Forenaltlasten und/oder Persönliches? Dann braucht es nur noch mindestens zwei Dickschädel, einer allein tut sich ja bekanntlich nichts. Sollen sie zusammenrasseln wie die Steinböcke, Kopfweh haben und nach der Brunft, wie die Viecher auch, wieder friedlich zusammen stehen. Die Herde ist letztlich wichtig, auch für die Böcke.

 

Was man so alles denkt während man eine Herde Sterne betrachtet, interessant. Eine Kugel voller strahlender Sonnen im 10er Okular, immer noch im Feld stehend nur die fliehenden Ketten sprengen das Feld, also atemberaubend schön und man hängt an irdischem Zank. Weit sehen können heißt nicht weitsichtig sein, schade eigentlich.

Punktsterne bis zum Rand im 10er Speers, im 14er Speers und im 22er LVW, das 17er Speers ist wirklich leicht schwächer….haaalt, schon wieder auf Fehlersuche, Mann entspann Dich endlich.

 

Genau hinsehen sollte man, gut nach seinen Anforderungen und Möglichkeiten das Equipment wählen. Das bedeutet aber nicht, die in Kauf genommenen kleinen Schwächen bei jeder Beobachtungsnachtimmer wieder durchzukauen.

 

Also Genussspechteln und vom Ringnebel zur Hantel, Albireo mitgenommen, fein dieser strahlende Farbkontrast. M 71 im Pfeil, jepp, trotz wirklich nicht optimalem Himmel schon im 22er LVW ein netter kleiner Sternhaufen und da fällt mir ein, dass dieses Okular jemandem durch schlechte Transmission aufgefallen ist. Mhhmm, Ringnebel mit hellem Zentrum und schönem Rauchring, sicher Miniatur, aber alles da was da sein soll und von 17 bis 10 mm Okularbrennweite dann größer wird. Hantel eindeutig in Form, Ohren schwach, ohne Filter und bei dem Himmel durchaus okay und nun viele Sterne in M 71. Der Hintergrund war überall recht dunkel, das habe ich tatsächlich schon heller gesehen, früher in Plössls, Kellner und Goldkanten. Sollte man da auf Streulichteinflüsse reingefallen sein, wie sie bei günstigen Okularen nun Mal vorkommen? Schon wieder Fehler…..!

 

Raus mit den Filtern, ran an den Schwan. Cirrus im 38er WA. Leuchtpunktsucher, peilen und rein in den Flügel. Nix verlernt, schon ohne Filter der leichte Bogen zu erahnen, trotz des hellen Himmels. Früher wäre ich da drüber gerauscht ohne was zu sehen und doch, diese Sucherei hatte auch ihre Reize. Es wird Zeit, dass ich mich Mal wieder fordere, aber heute nicht.

2“ Baader O III und los. Schon genial, wie der Schemen zum fassbaren Objekt wird, Filamente sich einzeln dem Auge erschließen und doch eine Einheit, einen Strang bilden. Bei knapp 2° Feld muss man die Komponenten einzeln nehmen und auch der Mittelteil (Pickerings) kommt ordentlich raus, wenn auch die Vielzahl an Strukturen, wie ich sie schon unter +6 Mag Himmel sah heute nicht drin ist. Der beste Filter setzt nun Mal bei der gegebenen Himmelsqualität an und wenn da ein 1 Mag verloren ist, dann holt man das nicht auf, mit keinem Filter dieser Welt.

Alles auf ein Mal, geht auch und zwar im Richfielder. Also rein mit dem 38er und klar treten die beiden äußeren Komponenten hervor, das Feld reicht locker für ein klares Bild. Ganz am Rand würde das Okular an F/5 die Nebel trotz Filter sehr unscharf bringen, aber diese Miniaturen liegen im sicheren Feldbereich. Miniaturen….das geht doch auch größer. 1 ¼“ Astronomik + 17er Speers war immer machbar am Cirrus, grenzwertig ging sogar der harte Baader, aber das neue 22er LVW liefert doch mehr AP. Tatsächlich ist die Kombi LVW + Astronomik O III sehr überzeugend am Richfielder. Das Feld reicht nicht ganz hin für Alles, aber wofür hab ich denn die Nachführung meines Dobs getuned. Ganz locker kann ich die Komponenten abfahren und auch einige Fitzel vom Mittelteil des Nebels erkennen.

Nun diese Kombi in den Newton OAZ geschoben, auch da kann ich nur sagen, Hut ab, schöne Details, was wird das unter gutem Himmel für ein Fest werden.

Noch Mal das 28er UWAN + Baader O III, oha, für mich heute das beste Bild der Cirrus-Trilogie, wie gut, wenn man die APs so eng gestaffelt hat und auch noch Filter wählen kann.

Warum denke ich an den Sensenmann? Ach ja, Knochenhand, Teufelskralle, der letzte Aufschrei eines längst gestorbenen Sterns presst seinen Staub in das interstellare Medium, Stoßfronten an Materie, so leer dass menschlich erzeugtes Vakuum als unreine Wolke alles verdunkeln würde. Sternenstaub, das bin auch ich, meine ganze Welt, Gedanken die mich immer wieder beruhigen. Ich erkenne meine Belanglosigkeit, für manch Andere ist das wohl eher der Aufreger schlechthin.

Was ich mich immer an einem Objekt aufhalte, nicht zu fassen. Nie schaffe ich geplante Beobachtungslisten, ich mache meist schon gar keine Listen mehr.

 

Auf nach Nordamerika, wo ist dieser kleine Orion? Naaa, musse rühre? Ups, fette Wolke, Annäherung von der ungewohnten Seite, na egal, da ist die Bucht und dann auch der kleine Orion identifiziert. Der Pelikan hockt gegenüber, alles fein abzufahren mit dem 8-Zöller und das LVW steckt ja noch mit Filter im Richfielder. Na prima, auch da ist einiges zu sehen, aber mehr AP und mehr Feld sind dort doch angebracht. 38er WA + Baader O III zeigen dann auch was der Kleine so drauf hat. 7,7 mm AP! Kann sein, ich verschenke heute etwas Leistung, aber Nordamerika und der Pelikan sind trotzdem in einem Feld sichtbar.

Von wegen geht nicht. Geht nicht gibt’s nicht. AP ist Alles wenn es um Filter geht und solche Objekte geht, Öffnung kommt erst dann und sie schränkt ja das verfügbare Feld schon wieder ein. Grau ist alle Theorie will man meinen, allein die Theorie gibt solchen Beobachtungen durchaus Raum, nur wenn die „Ausleger“ kommen wird es kritisch.

 

Wo wir schon dabei sind, Wechsel zum Cresent mit 8“, 28er UWAN und Baader O III. Der ist, mehr als die bisherigen Objekte, von guten Bedingungen abhängig, geht aber erstaunlich gut, sofort beim Überfahren die hellere Schale direkt erkannt, der zweite Ring kommt dann zunächst indirekt dazu und ist sicher zu halten. Im 22er zwar dunkler aber gut zu halten. Das Ding lebt halt von der AP, nicht von der Vergrößerung, mehr Details kommen nicht

 

Nun sollte Jupiter noch zu Ehern kommen, wie bereits erwähnt wollte der Gasriese aber nicht so recht, aber rundum gibt es ja auch was zu sehen. Der Mond hat fast ausgespielt, so tief ist er unter den Horizont gerutscht, es lohnt.

Der Wildentenhaufen, ein Schätzchen von Sternhaufen mit dem schönen roten Riesen drin, vergängliche Pracht von unfassbar langer Beständigkeit. Wie kurz doch unsere Messlatte ist.

 

Ich gebe mich Mal der ungezielten Aufsuche mit dem Richfielder hin, denn manche Sternhaufen in dieser Gegend sind sehr großflächig und überhaupt ist dieses Sternenmeer immer eine Reise wert. Dichtere Wolken hellerer Sterne, Ketten und Knoten, vieles hat Namen, doch heute ist es einfach nur namenlos schön. Nicht immer ist der Wechsel zum Newton mit einem gefälligeren Anblick verbunden, große Sternhaufen verlieren ihre Wirkung, wenn sie das Feld sprengen, gerade dort wo es von Hintergrundsternen wimmelt.

Viel gibt es noch zu tun und viel zu lernen mit dieser Teleskopkombination und doch will der Drang nach mehr Öffnung manchmal schon übermächtig werden.

Ein Schwan schwimmt durchs Bild, schon ungefiltert eindeutig erkennbar. Ganz schön tief gerutscht. Der O III lässt ihn auf Wellen und Gischt tanzen, auch im 22er LVW mit dem weichen Astronomik eine feine, detailreiche Sache. Der Adlernebel schwächelt etwas, da sind die Bedingungen doch zu mager, Trifid ist wieder okay, aber ich bin nun ganz langsam müde. Genau gesagt bin ich sogar ziemlich fertig, also ziehe ich noch Mal die Milchstraße hoch, gönne mir Albireo zum Schluss und packe zufrieden ein.

 

Kein neues Objekt erkundet, nur ein neues Okular endlich Mal richtig eingesetzt, alles beim Alten und doch ein Stück zufriedener und ruhiger als vor dieser grauen Nacht.

Ein letzter Blick nach oben zeigt aus den Augenwinkeln nahende Helligkeit im Osten und Sternbilder die ihre andere Zeit haben, in dunkleren, längeren Nächten.