BB vom Freitag, 04. März 2011

Das derzeit sonnige Wetter täuscht häufig gute Beobachtungsbedingungen vor und gerade wenn man glaubt, die guten Bedingungen nutzen zu können zieht plötzlich hoher Dunst rein und die erforderliche Transparenz des Himmels versumpft. Das just zu dem Zeitpunkt wo man bei uns dankenswerter Weise die Straßenbeleuchtung abschaltet.
Schnelligkeit ist also angesagt und herausholen, was geht, trotz störender Beleuchtung, Spass und Beobachtungsfreude geht vor Perfektion. Kein Plan, keine Karte.
Da kommt so ein kompakter Dobson wie mein 6 Zoll f/6 gerade recht. Raus und wenn es nur auf den Balkon ist und los gehts, aber was geht eigentlich?

Ich stehe also ab 21.00 Uhr oberhalb der Straßenlampen, schaue aber trotzdem immer wieder auf die rötlichen Lichtkegel der Natriumdampflampen, die Dunkeladaption ist mal höchstens medium. 
Das Sternbild Orion im Südwesetn, noch recht hoch, lockt. Mit dem Leuchtkreissucher auf das Schwertgehänge gezielt, das 38er WA im OAZ und Bingo. M 42/43 wird ausgiebig betrachtet, zwei O III werden Durchgewechselt, ebenso kommen das 28er, das 16er und das 10er UWA zum Einsatz. Der Nebel bietet mit und ohne Filter wirklich viel unter diesen Bedingungen, wobei die freiäugige Sterngrenzgröße zwischen 5 und 5,5 mag dümpelt. Ich bemerke deutlich, dass für die Wahrnehmung ähnlicher Deteilfülle unter solchen Bedingungen mehr Vergrößerung erforderlich ist als unter besserem Himmel.

 


Nun gut, hoch zu den Gürtelsternen, das Pferdchen ist keinen Versuch wert, aber M 78, der kleine Reflektionsnebel geht recht ordentlich, ohne Filter versteht sich. Nebenbei fällt wieder das wunderbar große Feld auf. im 38er Okular sind alle drei Gürtelsterne zu packen, auch wenn die beiden Äußeren schon im sehr unschrfen Bereich ganz am Rand stehen.
Wat nu?
Betelgeuse wird mittig genommen und dann ein einfacher Schwenk nach Osten bis eine kleine Doppelkette aus Steren im Okular auftaucht, das prägnante Muster des Sternhaufens im Rosettennebel.
Starhopping der einfachsten Form, mit großem Feld geht das locker, wenn man die Sternbilder und ihre Stellung zueinander kennt. Auch mit Bildung eines rechten Winkels zw. Betelgeuse und Alhena (einem Fußstern des östlichen Zwillings) gelingt die Aufsuche im Fußpunkt des Winkels.
Der Rosettennebel zeigt sich nur unter Einsatz von O III Filtern und bleibt diffus aber gut zu halten, das 28er Okular mit dem etwas weicheren O III erweist sich für mich als die beste Wahl.Schön sieht man den Sternhaufen in wallendes, zartes Gewölk von überraschend großer Ausdehung eingebettet.

  


Mit dem großen Feld gelingt anschließend der Schwenk senkrecht nach oben, in Richtung der Beine des Zwillings, bis der markante Weihnachtsbaum im Feld erscheint. Der O III zeigt um manche der Sterne ein Glimmen, naja nach wirklicher Nebelsichtung schaut das nicht aus und so ist denn auch der Anblick ganz ohne Filter für mich die beste Wahl.
Dabei hilft ein UWA mit ca. 15 mm dem guten Eindruck durchaus auf die Sprünge, immer noch genügend Feld fürs Bäumchen.

 


Das reizt dann auch gleich, den nächsten Nebel anzugehen und der ist so klein, dass man ihn unter solchen Bedingungen mit einem langbrennweitigen Übersichtsokular sehr gerne überfährt, weil nur ein winziger Fussel als Anhängsel eines Sternchens zu sehen ist oder gar ganz versumpft. Mit 20 mm Okularbrennweite oder weniger hat man aber an 5-8 Zoll Teleskopen mit 750 mm Brennweite aufwärts auf jeden Fall die Möglichkeit, Hubbles Veränderlichen Nebel flächig, als tropfenförmige kleine Nebelfahne zu erkennen und dann mal zu schauen, ob man mit höherer Vergrößerung die Dreiecksform und das Sternchen an der Spitze gut herausholt.
Ich finde ihn übrigens immer recht einfach, indem ich, von rechts in den Newton mit dem üblichen, 45° nach oben zeigenden OAZ die Christbaumspize auf 5 Uhr an den Feldrand stelle und schaue, was auf 11 Uhr so los ist. Solche Eselsbrückchen kann man sich bauen, wenn man ein Mal erfolgreich war.

 

Eigentlich sollte es dann in Richtung M 50, 47, 46 gehen, aber diese fatale Nebelsuppe kroch schon hoch, M 50 war noch ganz okay, aber tiefer ging nichts mehr.

 


Weiter oben ging noch was und so kam M 44 zum Zuge, in der Überischt mit 3° Feld durchaus noch ein Sternhaufen, mit weniger Feld ist dann eigentlich nur noch eine erhöhte Anzahl hellerer Sterne zu sehen.

 


Einfach senkrecht runterfahren, bis eine kleine, leicht sterngesprenkelte Wolke im Okular auftacht, leichter ist M 67 nicht aufzufinden. Ich mag diesen Anblick so wie er ist, ein Wölkchen mit Funkeln darin, scharf fokussiert, lauter winzige Sternpünktchen. Dieser Haufen lässt sich auch unter solchen Bedingungen schön auflösen, mit jeder angelegten Vergrößerung wächst die Anzahl der Sterne und auch noch im 10 mm UWA hat man den Eindruck eines reichen Sternhaufens im Feld.

 

Nun holt mich der Nebel endgültig ein, NGC 2903 vor dem Kopf des Löwen geht noch sehr gut, aber beim Schwenk unter den Bauch der Katze lande ich im Brei, ganz schwache Nebelfleckchen lohnen eine weitere Beobachtung nicht.

 

Zwei Stunden sind verflossen, ich hatte Freude, habe viel gesehen, auch wenn die Bedingungen wirklich nicht optimal waren. in wenigen Minuten gehen die Laternen aus. Der Nebel war schneller, die Grenzgröße geht nun auch in Zenitnähe in den Keller, doch ich bin ich mehr als zufrieden.
Viele von uns haben doch höchst selten die Möglichkeit, bessere Bedingungen überhaupt aufzusuchen. Nur Mut Freunde, es geht was.